Zwei Urteile: Bewährung für vorbestraften Nazi, Haft für unbescholtene Roma
Fall 1:
Neonazi-Führer in Ungarn verurteilt
Der Chef der rechtsextremistischen „Wehrmacht“ / „Schutzmacht“-Gruppe, die vor Wochen in Gyöngyöspata ein Militärlager abhalten wollte und – im Verbund mit der Partei Jobbik und diversen neofaschistischen „Bürgerwehren“ – durch wochenlange Provokationen für ethnische Spannungen sorgte, die in der Evakuierung von fast 200 Roma des Ortes gipfelten, ist gestern zu eineinhalb Jahren Haft, ausgesetzt auf vier Jahre Bewährung verurteilt worden.
Das Urteil des Gerichtes in Gyöngyös ist nicht rechtskräftig und es erging auch nicht wegen Volksverhetzung, Nötigung oder sonstwelchen naheliegenden Delikten, sondern der Verurteilte Tamás Eszés, der sich selbst als „Nationaler Kommandeur“ bezeichnen lässt, soll während einer kurzzeitigen Verhaftung einen Polizisten beschimpft, geschlagen und getreten haben, dies alles unter Alkoholeinfluss. Der Richter sah Vorstrafen wie Körperverletzung, Steuerhinterziehung und Verleumdung als strafverschärfend an. Der selbsternannte Saubermann wollte in Gyöngyöspata als Bürgermeister kandidieren, nachdem der Vorgänger, der die „Garden“ gerufen hatte, aus „gesundheitlichen Gründen“ den Posten aufgab. Er hatte gute Chancen. (Pester Lloyd)
Fall 2:
Die bislang unbescholtene Romni Frau Rácz aus Gyöngyöspata wurde vom Gericht in Gyöngyös wegen Landfriedensbruch und leichter Körperverletzung verurteilt (Hirszerzo). In der aufgeheizten Stimmung nach der Evakuierungsaktion hatte sie eine Frau tätlich angegriffen, die sie provoziert hatte:
Bei der Rückkehr kam es zu einem Zwischenfall. Eine der Romafrauen stürzte sich auf eine andere Anwohnerin und schlug sie mehrmals heftig. Die Polizei schritt ein und verhaftete die Frau. Zeugen sagten aus, dass die „ungarische“ Anwohnerin die Gruppe mit den Worten begrüßt hatte, dass es „besser sei, wenn sie dort blieben, wo sie herkommen…“ (Pester Lloyd)
Frau Rácz bekam keine Bewährung. Weil sie die Strafe und Gerichtskosten von insgesamt 380 000 HUF (ca. 1417 EUR) von ihrer Rente von 23 000 HUF (86 EUR) nicht fristgerecht bezahlen kann, muß sie trotz schwerer Gesundheitsprobleme ins Gefängnis. Quelle: Facebook-Gruppe „Százezren Gyöngyöspatáért“.
Um ihr und ihrer Familie die Haft zu ersparen, sammeln NGOs für Frau Rácz. Mittlerweile ist etwa ein Drittel der benötigten Summe zusammengekommen, aber es reicht noch nicht.
(Update 18.6.): Spendenkonto (Organisation Oltalom Karitatív Egyesület):
Oltalom Karitatív Egyesület Központi Iroda
Adresse: 1086 Budapest, Dankó u. 9.
Postfach: 1410 Budapest, Pf. 200.
IBAN: HU26104001400002669900000006
Papierform: HU26 1040 0140 0002 6699 0000 0006
BIC: OKHBHUHB
Betreff (wichtig!) : Rácz Aladárné
Bank: KH Bank Zrt. 014 Budapest
1087 Budapest, Baross ter 2.
(Update 28.6.: Die Angaben, wieviel Geld bisher zusammenkam (bislang etwa 700 EUR) beziehen sich auf dieses Konto. Wieviel die Familie direkt bekommen hat, ist schwerer rauszufinden. Würde ich an ihrer Stelle auch nicht an die grosse Glocke hängen, sonst müssen sie es womöglich versteuern. Wer der Familie direkt überweisen will und die Adresse braucht, melde sich nochmal per Kommentar.)
Update 1.7.2011: Heute hat Oltalom 119 583 HUF an das Gericht des Komitates Heves überwiesen. Damit sind immerhin die Gerichtskosten bezahlt, aber die Geldstrafe noch nicht. Es fehlen 165 000 HUF = 14 Monate Haft à ca. 43 EUR (!).
*
Hintergrund:
Nennt man das dann eigentlich „Zwei Rassen Justiz“?
Hallo Ranger,
der PESTER LLOYD hat den Spendenaufruf und die Empörung übernommen:
http://www.pesterlloyd.net/2011_24/24vezes/24vezes.html
siehe auch Startseite.
Alles Gute!
Die Redaktion
Ich würde gerne spenden, meine bank verlangt nei einer Auslandsüberweisung jedoch name und adresse
des begünstigten. wie gehe ich vor? gibt es alternativ eine möglichkeit, auf ein deutsches konto zu spenden?
Danke für die Hinweise, ist in Arbeit. Eine deutsche Bankverbindung gibt es keine, aber sobald die IBAN geklaert ist, poste ich sie hier und auf Facebook.
Ich hätte ja gerne etwas gespendet, aber leider stimmt etwas mit den angegebenen Bankdaten (IBAN) nicht. Bitte korrigieren.
Danke, und Gruß
D.
Hallo, ich habe schon gespendet.
Man kann direkt uf das Konto von
Oltalom Karitatív Egyesület Központi Iroda
Adresse: 1086 Budapest, Dankó u. 9.
Levelezési cím: 1410 Budapest, Pf. 200.
spenden. Euro werden dann in Ft. gutgeschrieben. Nur Betreff nicht vergessen
IBAN: HU26104001400002669900000006
Papierform: HU26 1040 0140 0002 6699 0000 0006
BIC: OKHBHUHB
Bank: KH Bank Zrt. 014 Budapest
1087 Budapest, Baross ter 2.
Vielen Dank, genau das hatte ich gesucht und nicht gefunden.
100 € überwiesen. Zeigt den rechten Schweinen, was wir davon halten!
Im ‚Kampf gegen Rechts‘ fliessen so manchem die Worte schneller aus der Feder, als er denken kann. Straftaten unter Alkoholeinfluss werden vor Gericht generell anders behandelt.
Die ‚Roma‘ sind nicht geflüchtet, es handelte sich um einen ‚lange geplanten Osterausflug‘.
Und die ehrenwerte Romadame sollte vielleicht niemanden körperlich angreifen, wenn sie nichtmal das Geld für das nötigste aufbringt. Natürlich auch nicht entgegengesetzten Falls, was aber manchen Kreisen kaum zu vermitteln ist.
So wie ich den Eszes einschaetze, trinkt der gar nicht, das ist ein Drillfanatiker. Aber wie auch immer – Kommentare wie diese kosten hier ab sofort 10 EUR auf das Spendenkonto für Frau Rácz – wer’s gratis tun möchte, möge das auf Hungarian Voice tun.
Zwischenstand der Spendenaktion (21.6.): 161142 HUF / ca. 600 EUR, etwa die Hälfte der benötigten Summe.
Zwischenstand: 187 258 HUF/ knapp 700 EUR.
Die Angaben, wieviel Geld bisher zusammenkam (bislang etwa 700 EUR) beziehen sich auf das angegebene Konto der karitativen NGO Oltalom. Wieviel die Familie direkt bekommen hat, ist schwerer rauszufinden. Würde ich an ihrer Stelle auch nicht an die grosse Glocke hängen, sonst müssen sie es womöglich versteuern. Wer der Familie direkt überweisen will und die Adresse braucht, melde sich nochmal per Kommentar, denn ich halte es für keine gute Idee, ihre Wohnadresse hier zu posten.
Zwischenstand: Nach wie vor 187 258 HUF (ca 700 EUR). Gebraucht werden noch 165 000 HUF = ca. 615 EUR = 14 Monate Haft. Quelle: Organisatoren der Spendensammlung auf Facebook. Laut dieser Rechnung soll die Strafe á 43 EUR / Monat abgesessen werden. Und es muss nicht nur die Geldstrafe, sondern auch die Verfahrenskosten, Sachverständigen etc. bezahlt werden.
Ein Ex-Legionär Tritt nicht und Trinkt auch nicht…Verlogenen Pressemitteilungen sollte man niemals glauben schenken.
Ein guter Freund von Tamas Eszes im Ausland 😉
OK, hab mich schlau gemacht, my mistake, anscheinend säuft er doch. Und sein Vorstrafenregister zählt er uns hier im HírTV auf. Da sagt er, er sei bisher etwa zehn Mal verurteilt worden, davon sieben Mal wegen leichter und schwerer Körperverletzung und Landfriedensbruch. Dazu kommt noch Steuerbetrug, Sozialversicherungsbetrug und Urkundenfälschung, Letzteres beim Import von ausländischen Autos.
und? wie geht es nun weiter? Bitte sorgt dafür, daß das Geld zusammen kommt.
mein Teil ist dabei. Wo steckt denn der Ungar in euch ? 😉
Gruß, Think.