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Gyöngyöspata: Rechtsextreme Gemeindeverwaltung ernennt bewaffnete Feldhüter

19. Dezember 2011

Vorgeschichte:

Laut einer Meldung der ungarischen Nachrichtenagentur MTI von heute ist in Gyöngyöspata ab sofort eine dreiköpfige bewaffnete Feldhüterpatrouille rund um die Uhr im Einsatz, um Ernte- und Holzdiebstähle zu verhindern. Zu ihrer Ausrüstung gehören Uniformen, Schrotflinten und ein von der Gemeinde eigens für sie angeschafter Jeep. Die drei Männer wurden von der Gemeindeverwaltung unter Jobbik-Bürgermeister Oszkár Juhász ernannt.

(MTI-Bericht bei hvg, origo, Index, heol)

Feldhüter sind in Ungarn gängige Praxis; die Hälfte der Kosten (hier: 1,8 Mio HUF /ca. 5920 EUR) treibt die Gemeinde über eine eigene Abgabe von den Grundbesitzern ein; die andere Hälfte stellt das Landwirtschaftsministerium.

Outdoor-Magyaren in deutscher Qualitätsware:

(Fotos: Jobbik-Portal Barikád.hu)

Im 24-Stunden-Einsatz gegen Holzdiebstahl

Für Dorfbewohner mit extrem niedrigen Einkommen ist Holzdiebstahl oft die einzige Möglichkeit, überhaupt an ausreichendes Heizmaterial zu kommen. Gegen diesen bekannten Notstand hätte die Gemeinde Gyöngyöspata im November einfach etwas tun können; bei den Rodungsarbeiten der Zwangsarbeitsbrigaden fielen Kleinholzberge an, die man den ArbeiterInnen zum Heizen zur Verfügung hätte stellen können. Die Gemeinde entschied sich jedoch dafür, Diebstählen von „öffentlichem Gut“ durch Verbrennen im Freien „vorzubeugen“. Hier und anhand zahlreicher weiterer Beispiele wird deutlich, daß es der Gemeindeverwaltung in erster Linie um die Schikanierung der Romabevölkerung geht, siehe Post vom 19.11.

Legalisierte rechtsextreme Miliz

Über die individuelle Gesinnung der drei neuen Feldhüter ist noch nichts bekannt; dass diese Institution  – ganz offiziell im Dienst von Recht und Ordnung, mitfinanziert aus Steuergeldern durch das Landwirtschaftsministerium –  als die verbotene Ungarische Garde bzw. die Jobbik-„Bürgerwehr“ im neuen Gewand funktioniert, die die Romabevölkerung durch Abschreckung in Schach halten soll („Prävention von Straftaten“), ist jedoch keine Frage. Das Jobbik-nahe rechtsextreme Portal Hunhir titelt heute: „Gyöngyöspata: Wenn die stehlenden Parasiten angreifen, kriegen sie Schrot in den Arsch“. 

Eine Eskalation dürfte nicht lange auf sich warten lassen.

Zur Erinnerung: Die Jobbik-„Bürgerwehr“ im März 2011, toleriert von der Polizei.

3 Kommentare leave one →
  1. 222 permalink
    27. Dezember 2011 23:25

    Ich bin wirklich erstaunt das jemand wie die Person die diese Posts schreibt über Nachrichten-Manipulation spricht.

Trackbacks

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