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„Ungarische Morgenröte“ demonstriert in Budapest gegen „Holocaustindustrie“

24. November 2013

Die Budapester Polizei genehmigte gestern eine „Demonstration gegen die Holocaustindustrie“ vor einem zukünftigen Holocaustmuseum, den ersten Auftritt der neu gegründeten  Neonazi-Partei „Ungarische Morgenröte“. Holocaustleugnung ist in Ungarn verboten. 

Etwa 100 Anhänger der nach griechischem Vorbild neu gegründeten rechtsextremen Partei „Ungarische Morgenröte“ demonstrierten gestern vor dem Budapester Bahnhof Józsefváros gegen seinen bevorstehenden Umbau zu einem neuen Holocaust-Museum (s.ausführlich Spiegel Online: Holocaust-Gedenken in Ungarn: Ein Museum für die toten Kinder, und Hungarian Spectrum). Mitveranstalter waren die „Wächter der Karpatenheimat“, die „Ungarische Nationale Garde“ sowie die „Nationale Revolutionspartei“ NFP.

Das Antifaschistische Netzwerk hatte auf Facebook zu einer Gegendemonstration aufgerufen; etwa 40 Personen nahmen teil.

Das regierungsnahe HírTV gibt die Inhalte der Nazis wieder („Holocaustindustrie“); das Anliegen der Gegendemonstranten, speziell das Wort „Holocaustleugnung“ wird nicht erwähnt.

Aus dem Merkblatt der Ungarischen Regierung „Massnahmen für die Bekämpfung des Antisemitismus“:

(…) Die Kriminalisierung der Holocaust-Leugnung:
Das Parlament verabschiedete eine Änderung des ungarischen Strafgesetzbuches um die öffentliche Leugnung des Holocausts strafbar zu machen.
Folgende Straftaten sind laut Gesetz strafbar: (1) Gewalt gegen einen Angehörigen einer Bevölkerungsgruppe; (2) Anstachelung gegen eine Bevölkerungsgruppe; (3) öffentliche Leugnung der Straftaten nationalsozialistischer und kommunistischer Regime;
und (4) Verwendung von Symbolen totalitärer Regime. (…) In einem wichtigen Urteil, das einen Präzedenzfall in der ungarischen Rechtsprechung schaffen wird, verurteilten die ungarischen Gerichte György N. zu einer zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten wegen der öffentlichen Leugnung des Holocausts während einer Demonstration im Jahre 2011.(…)“

Verbot paramilitärer Gruppierungen:
Die Bestimmungen des Strafgesetzbuches wurden in Bezug auf „uniformiertes Verbrechen“ verschärft. Die ungarischen Gerichte erklärten, dass die paramilitäre Organisation „Magyar Gárda“ (Ungarische Garde) nicht als eine Rechtspersönlichkeit existieren kann. Die Regierung vollstreckt dieses Urteil durch die Kriminalisierung der Mitgliedschaft in der aufgelösten Organisation. Die Regierung machte auch die Nutzung von nicht offiziellen uniformähnlichen Kleidungsstücken strafbar, um die Einschüchterung durch paramilitäre Gruppen zu vermeiden. Das Verbot der Nutzung einer solchen Kleidung durch paramilitäre Gruppen soll zukünftig auch für ähnliche Organisationen gelten.

Der Demonstrationsaufruf von der Parteiseite:

Demonstration gegen die Holocaustindustrie

Das Gesundheitswesen und das Bildungswesen liegen in Trümmern, aber es gibt wieder 6 Mrd. Forint für ein „Holocaust“-Denkmal. Rassischer Doppelstandard gegen die Magyaren. (…) 3-4 Millionen rechte Wähler dulden mit wenigen Ausnahmen, dass das Regime einen heute für einen Witz oder eine Frage vor Gericht stellen kann. Jedes historische Geschehen ist diskutierbar (…), bis auf eines!
Man darf Gott lästern, die Familie angreifen, das Magyarentum verunglimpfen, die Schicksalstragödie unserer Nation ignorieren, sich über Trianon freuen, Christus verhöhnen. Alles ist hinterfragbar, nur der… Sie-wissen-schon nicht. (…) Seit 60 Jahren zahlen wir „Entschädigung“, aber umsonst, es nimmt nie ein Ende. Sie erfinden jeden Monat neue Gründe, um uns auszupumpen. Allein seit 2007 haben wir dafür 42 Mio. Dollar aufgebracht (…), darin noch nicht eingerechnet die Kosten für das Wallenberg-Gedenkjahr (2012), das Treffen des Jüdischen Weltkongresses letztes Jahr und das „Holocaust“-Gedenkjahr 2014, die vom Staat getragenen Kosten für die Ausflüge nach Auschwitz, und die vielen einseitigen Schulbücher.(…)
Das ist in der Tat ein eigener Zweig der Finanzindustrie, eine zionistische Diktatur und ein Doppelstandard auf Rassenbasis, aber gegen uns!

Wir sind kein schuldiges Volk, und wir sind auch nicht verantwortlich für Dinge, die angeblich vor 70 Jahren stattfanden. Oder wenn es trotzdem eine kollektive Verantwortung gibt, wieso bezieht die sich nur auf uns? Warum gibt es bei der von den Israeliten betriebenen Schreckensherrschaft der Räterepublik, der überwiegend von Juden betriebenen AVH („Staatsschutzabteilung der Ungarischen Staatspolizei“ zwischen 1948 und 1957, wiki), den Verbrechen gegen die in sowjetische Konzentrationslager deportierten 800 000 Magyaren keine Kollektivschuld?

Es reicht!!

Wenn du als freier Mensch leben willst, ist dein Platz auf der Demonstration gegen die Holocaustindustrie am 23. November. Heutzutage geht das noch, morgen ist vielleicht auch das verboten, wenn du zu Hause bleibst.

Lieber wenige Löwen als viele Hasen!

Links zur „Ungarischen Morgenröte“:

Transparent oben: „Weg von hier, Händler! Das ist unser Vaterland!“ (Bezieht sich auf die Szene der Tempelreinigung im Neuen Testament, als Jesus die jüdischen Händler und Geldwechsler aus dem Tempel vertreibt – so will man die „jüdischen Kapitalisten“ aus (Groß)Ungarn vertrieben wissen.) Unten:  „Wir sind keine schuldige/verbrecherische Nation! (Thema Kollektivschuld, s.o.) Wir lassen uns nicht länger schlecht machen!“ (sinngemäss)

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Auf dem Transparent unten der Abschiedsbrief von Ministerpräsident Pál Teleki an Reichsverweser Miklós Horthy vor seinem Selbstmord 1941, nach Ungarns Kriegseintritt als Verbündetem Nazideutschlands.

„Exzellenz!
Wir sind wortbrüchig geworden – aus Feigheit – gegenüber dem auf der Rede von Mohács beruhenden Vertrag über ewigen Frieden. Die Nation spürt es, und wir haben unsere Ehre hingeschleudert. Wir sind auf die Seite der Schurken getreten, denn an den an den Haaren herbeigezogenen Gräueltaten ist kein Wort wahr! Weder gegen die Ungarn, noch gegen die Deutschen! Leichenschänder werden wir! Die jämmerlichste Nation. Ich habe dich nicht zurückgehalten. Ich bin schuldig.
Pál Teleki“ (wiki)

3 Kommentare leave one →
  1. nie wieder permalink
    25. November 2013 18:48

    Die Lage in Ungarn entspringt einem Chauvinismus und einer Scheuklappenpolitik, wie wir sie in Österreich und in Deutschland in den Dreissigerjahren des vorigen Jahrhunderts hatten. Ungarn liegt aber nicht 80 Jahre zurück. Ungarn liegt … gefährlich daneben.

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