Zwangsweiterbildung für Arbeitslose: Suchen Sie die Himbeere!
Geschönte Arbeitslosenstatistik und Steuermillionen für Fidesz-nahe Subunternehmer, darum geht es bei der Fidesz-„Erwachsenenbildung“ für die Teilnehmer der öffentlichen (Zwangs)Beschäftigungsprogramme. Letztere bekommen 438 Stunden entwürdigenden Unterricht auf Grundschulniveau (s.u.), lange Anfahrtswege und mancherorts unzumutbare Fahrtkosten, oder gestrichene Bezüge.
Die Teilnehmer der öffentlichen (Zwangs)Beschäftigungsprogramme müssen im Winter an einer Weiterbildung teilnehmen, um „ihre Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern“ (welchem Arbeitsmarkt?), bzw. um sie zu befähigen, später eine Ausbildung zu machen.
Das Programm für insgesamt 24 Mrd. HUF (ca. 80 Mio. EUR) sieht zwei Monate Arbeit und 438 Stunden Weiterbildung über die vier Wintermonate vor; vom Modul „Förderung von Grundkompetenzen“ sind etwa 50 000 Teilnehmer betroffen; die Maßnahme kostet den Staat pro Teilnehmer 184 000 HUF (ca. 613 EUR, pecsistop). Bildungsträger ist das 2011 gegründete István Türr Bildungs- und Forschungsinstitut (TKKI), ein Hintergrundinstitut des Ministeriums für Nationale Ressourcen, das die Bildungsmaßnahmen nicht überall selbst abwickelt, sondern auch an lokale Subunternehmer abgibt. (nepszava) Vorsitzender des TKKI ist Tamás Köpeczi-Bócz, unter der ersten Orbán-Regierung Leiter des Nationalen Instituts für berufliche Ausbildung und seit 2010 Sonderbeauftragter im Ministerium für Nationale Ressourcen, zuständig für die Koordination der EU-Entwicklungsprogramme, ernannt bis 2020. (Regierungsseite)
Der Unterricht sollte landesweit am 1. Dezember beginnen, doch herrscht bei der konkreten Durchführung noch das Chaos; nach Medienberichten wurden die Teilnehmer mancherorts am ersten Tag bis Januar nach Hause geschickt.
Im Komitat Somogy müssen die Teilnehmer aus dem südlichen Teil des Komitats, vor allem Roma, täglich 160 Kilometer in die Komitatshauptstadt Kaposvár pendeln; sie stehen um 4.00 Uhr auf und kommen am späten Abend nach Hause. Ihre Anfahrtskosten werden vom Staat nur bis Kaposvár übernommen; das Ticket für den Stadtverkehr müssen sie selbst kaufen oder 5 Kilometer zu Fuß gehen. Unentschuldigtes Fehlen führen zum Ausschluss aus dem Programm und Streichung ihrer staatlichen Unterstützung von 49 000 HUF (ca. 163 EUR). Von dem sie über 10 000 HUF (ca. 33 EUR) nur für den Stadtverkehr ausgeben müssen. (sonline.hu)
Fidesz-„Erwachsenenbildung“
In den letzten Tagen sind Unterrichtsmaterialien des István Türr-Instituts für das Modul „Entwicklung von Grundkompetenzen“ im Netz einzusehen. Aus dem Einstufungstest „Lesen, Textverständnis, Schreiben und Formulieren“: „Zeichnen Sie gerne? Zeichnen Sie: Wolke, Sonne, Schneeflocke“ (hier).
Unterrichtsaufgaben:
„Schreiben Sie die Zahlen von 1-5!“
„Zählen Sie das Besteck! Wie viel Stück sind den Bildern zu sehen?“
„Entwicklung des Wortschatzes: Benennen wir gemeinsam die Bilder, Sie klopfen dabei die Silben auf dem Tisch mit (…)! Suchen Sie Verkehrsmittel, Frucht, Milchprodukt, Werkzeug, Geflügel! (10 Min.)“
(vs.hu)
Zur Teilnahme an den Kursen sind auch Arbeitslose mit Abitur und Universitätsabschluss verpflichtet, weil sie sonst jede staatliche Unterstützung verlieren, so hir3.hu, und vermutet, dass auf diese Weise die arbeitslosen Intellektuellen aus dem System gedrängt werden sollen.
Der Test ist gar-nicht so einfach :-), habe ich doch kein baromfit gefunden, 0 Punkte setzen. Wissen Sie was passiert wenn man durchfällt?
Wenn man den ganzen Kurs bis zum Ende besucht hat, sieht man wohl auch baromfi=Geflügel, wo keines ist…