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Jüdisches Sommerfestival und jüdische Gemeinden boykottieren Holocaust-Gedenkjahr

5. Februar 2014

Das jüdische Sommerfestival Budapest, die Gemeinde der Frankel Synagoge in Buda, (Update) die Syngoge in der Dohány utca in Pest, und die jüdische Gemeinde von Nyíregyháza geben aus Protest gegen die Geschichtsfälschungen der Regierung mit deutlichen Worten die Unterstützung für Gedenkveranstaltungen im Rahmen des Holocaust-Gedenkjahres zurück – insgesamt über 150 000 Euro.

Morgen tritt der von Kanzleramtschef János Lázár einberufene Runde Tisch mit den jüdischen Organisationen zusammen. Die Spannung steigt: Wird das Denkmal der Deutschen Besetzung nun zurückgezogen oder nicht?

Unter anderem von dieser Entscheidung macht der Verband ungarischer Glaubensgemeinschaften Mazsihisz einen Boykott des Holocaust-Gedenkjahrs abhängig. Er tagt diesbezüglich am 9.2.

Der Pressesprecher der Regierung sagte heute, eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, und wenn es auf der morgigen Veranstaltung eine Vereinbarung gebe, werde die Presse unterrichtet. (Index)

Das Denkmal der Deutschen Besetzung wird demnach von der ungarischen Regierung als Verhandlungsmasse eingesetzt.

Nachdem bereits eine jüdische Gemeinde im Ausland die Unterstützung der ungarischen Regierung für Gedenkveranstaltungen zum Holocaust-Gedenkjahr zurückgewiesen hatte – die von Nové Zámky/Slowakei (Hungarian Spectrum) – folgen nun auch jüdische  Organisationen in Ungarn: Das Jüdische Sommerfestival und die Gemeinde der Frankel Synagoge in Buda.

Das Jüdische Sommerfestival (mit mittlerweile über 100.000 Besuchern) heute auf seiner Facebook-Seite:

Wir protestieren!

Das Jüdische Fremdenverkehrs- und Kulturzentrum unterrichtet den Vorstand, dass wir im Hinblick auf die aktuelle empörende Situation die im Rahmen der zivilen Ausschreibung der Regierung (sinngemäß) gewonnene Summe in voller Höhe – 24 Mio HUF (ca.74000 EUR)  zurückweisen, und an dem von der derzeitigen Regierung organisierten Holocaust-Gedenkjahr nicht teilnehmen wollen. (…)

Wir wollen das Nazi-Denkmal (sic) nicht, wir wollen die Geschichtsfälschung und die Schändung der Erinnerung an unsere Toten nicht. Wir wollen nichts von diesem politischen Drama, dem die Erinnerung an unsere Ahnen und die Zukunft unserer Kinder zum Opfer fallen können. (…)

Hochachtungsvoll,
Dr. Vera Vadas

Mehr zu Vera Vadas:

In der Begründung der Frankel Synagoge heißt es:

(…) Damit wollen wir darauf aufmerksam machen, dass die positive Darstellung der Horthy-Ära, die Werke von Pfeilkreuzler-Schriftstellern als Lehrmaterial an Schulen, die Darstellung von Massenmord als „fremdenpolizeiliche Maßnahme“ und zahlreiche weitere Äußerungen der Regierung  mit der gleichzeitigen Unterstützung des Gedenkens an die Opfer der Massenmorde nicht miteinander vereinbar ist (…).“

Die Gemeinde wird ihre Gedenkveranstaltungen abhalten, jedoch „keinerlei Unterstützung von einer Regierung in Anspruch nehmen, deren doppelbödiges Verhalten bei der überwiegenden Mehrheit der ungarischen Juden sowie der demokratischen internationalen Gemeinschaft Empörung auslöst.“ (Szombat.hu)

Update: Auch die jüdische Gemeinde von Nyíregyháza gibt ihre Unterstützung von 8 Mio HUF (ca. 25600 EUR) zurück. Mazsihisz veröffentlichte ihre diesbezügliche  Erklärung, die den obigen an Deutlichkeit in nichts nachsteht, heute auf seiner Facebook-Seite.

Update: Auch die Gemeinde der Synagoge in der Budapester  Dohány utca gibt ihre Unterstützung von 20 Mio HUF ( ca. 64500 EUR) zurück. (Origo)


(frankel.hu)

4 Kommentare leave one →
  1. Elisabeth BG permalink
    6. Februar 2014 09:45

    Weiter so! Wehrt Euch!

  2. Hunor permalink
    6. Februar 2014 18:16

    Bruuhahaha, jaaah, empört euch! Geht mir aber sowas am Arsch vorbei ..

Trackbacks

  1. Verband Ungarischer Jüdischer Gemeinden Mazsihisz zeigt Orbán die rote Karte | Pusztaranger

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