Fidesz-naher „Heldenorden“: Pride-Teilnehmer sind „Juden“
Für den Fidesz-nahen „Heldenorden der Tapferen“ sind die Teilnehmer des Budapest Pride per se allesamt „Juden“. Ein aktuelles Beispiel, wie sich in Ungarn hegemoniale „christliche, nationale“ Identität über Homophobie, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus konstruiert.
Der „Heldenorden der Tapferen“ Vitézi Rend* sammelt seit einigen Jahren mit Unterstützung von Fidesz-Politikern Spenden für die Errichtung eines Horthy-Reiterstandbildes: „Wir haben uns entschlossen, nach fast sieben Jahrzehnten eine Statue zu Ehren unseres geliebten Herrn Reichsverwesers zu errichten, um an ihn zu erinnern, und bitten sie um Ihre Unterstützung! Jeder Forint, der gespendet wird, ist wichtig.“ (Vereinsseite)
Der Vitézi Rend wurde am 10. August 1920 von der ungarischen Regierung unter Leitung des Reichsverwesers Admiral Horthy gestiftet und war die erste staatliche Auszeichnung nach der Wiederherstellung der nationalen Regierung im Ergebnis des Ersten Weltkrieges. Der Orden wurde 1992 neu zugelassen; 2011 wurde zwischen dem Vitézi Rend und dem Bayerischen Soldatenbund BSB ein Partnerschaftsvertrag unterzeichnet, s. Post Horthy-Kult und Statuenkrieg, 24. Mai 2012.
Für das geplante Horthy-Denkmal spendeten – laut früherer Recherchen, die Spenderliste ist mittlerweile nicht mehr öffentlich einsehbar – auch Mitglieder des Bayerischen Soldatenbundes.
Auch bei der Einweihung von Horthy-Statuen anderer Initiativen ist der Vitézi Rend präsent, so 2012 in Kereki.
Aktuell geht eine Presseerklärung des Vitézi Rend durch die ungarischen Medien, in der er gegen die Überarbeitung eines Horthy-Bildes durch einen Mikroblogger protestiert: Horthy wird geschminkt und mit Regenbogenschärpe dargestellt. Mit der Organisation des Budapest Pride hat der Mikroblogger offenbar nichts zu tun, er ruft mit dem Bild zu einem Tumblr-Block bei der Parade auf.
Das Bild ging prompt durch alle rechtsextremen Medien.
Die Presseerklärung des Vitézi Rend (s.u.) belegt anschaulich, wie sich in Ungarn hegemoniale „christliche, nationale“ Identität über Homophobie, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus konstruiert: Für János Molnár Gazsó, den Generalkapitän des Vitézi Rend, sind die „liberalen“ Teilnehmer des Budapest Pride nämlich allesamt „Juden“, die Horthy nicht verunglimpfen, sondern ihm vielmehr dafür dankbar sein sollten, dass er ihre Vorfahren gerettet habe (der geschichtsrevisionistische Topos von Horthy als Judenretter); ohne Horthy wären sie heute nicht am Leben.
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Mittlerweile kursiert im Netz dieses Bild des fünfzehnjährigen Horthy auf dem Ball der Marineakademie von 1883 – im Frauenkostüm.
Presseerklärung des Vitézi Rend
(Quelle)
Wir protestieren!
Der Vitézi Rend hält es für empörend und protestiert gegen die heute erschienene Karikatur, in der unser Gründer, der Herr Reichsverweser, Ritter Miklós Horthy von Nagybanya, das Gesicht der Schwulenparade am Samstag wurde!
Es ist empörend, auf welch niederträchtige Art Miklós Horthy anlässlich des Budapest Pride in den Dreck gezogen wird. Ohne diesen Menschen würde Ungarn heute nicht existieren. Er war es, der das (durch Trianon) verstümmelte Ungarn wieder auf die Beine stellte, von dem die westlichen Großmächte sagten, es könne in dieser Form nicht einmal fünf Jahre bestehen. Es war Miklós Horthy, der in 17 Friedensjahren mehrere hundert Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser baute. Indem er sich in den Jahren des 2. Weltkriegs wie ein Keil zwischen zwei aggressive Weltmächte schob (ékelődve), schützte er die ungarischen Interessen, solange es ihm nur möglich war. In Europa waren die Juden hier in Sicherheit, noch bis zur deutschen Besatzung – und sogar noch danach sabotierte er die faschistischen Aktivitäten, wo er nur konnte. Es ist kein Werk des Zufalls, dass er nicht als Kriegsverbrecher verurteilt wurde, und dass das ungarische Judentum, als das unabhängige Ungarn seine Asche heimholte, sie in der Familiengruft mit den Worten „das dankbare Judentum“ bekränzte. Wer ihn verunglimpft oder über ihn lacht, ist ein unendlich dummer und ungebildeter Mensch. Nicht aus den demagogischen Büchern der sozialistischen Ära müssen wir unsere Kenntnisse beziehen. Heute schreiben ausgezeichnete Historiker sachlich über den Herrn Reichsverweser. Es ist empörend, was manche Menschen sich erlauben. Mit geschmacklosen Worten und übermalten Bildern verunglimpfen sie den Menschen, dem ihre eigenen Vorfahren nur Dank schuldig sind. Denn liebe Liberale, homosexuelle „Herren“ der Minderheit, auch eure Familien wurden von Miklós Horthy gerettet. Dem ist zu verdanken, dass ihr seelisch Kranken und Personen „anderer“ (gemeint ist homosexuell) Einstellung geboren wurdet. Wenn der Herr Reichsverweser so gewesen wäre, wie ihr ihn darstellt – dann wärt ihr gar nicht geboren worden. Aber ihr seid hier, lebt hier und schmäht ihn ständig. Ihr verunglimpft auch das Land, in dem ihr lebt, und alles Andere, was zu einer normalen menschlichen Werteordnung gehört. Ich rate euch, übermalt andere Bilder für eure Parade! Es ist ekelhaft, was und wie ihr es macht. Nehmt diesen dreckigen Stil zurück – denn die Geduld der magyarischen Menschen ist nicht unendlich. Pride-Teilnehmer, Liberale, setzt euch zuhause hin – geht in euch und dankt Gott, dass Miklós Horthy damals Ungarns Reichsverweser war!
János Molnár Gazsó, Generalkapitän
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Kein Karnevalsorden: János Molnár Gazsó (m) bei der Vereidigung neuer Mitglieder in der Basilika von Esztergom 2013
János Molnár Gazsó (m) beim Ritterschlag in der Provinz (szegedma.hu)
*) Es gibt tatsächlich zwei Heldenorden, den Fidesz-nahen, offiziell registrierten, von dem hier die Rede ist, und den Jobbik-nahen „zivilgesellschaftlichen“ „historischen Heldenorden“ (történelmi vitézi rend), dessen Mitglieder bei jeder neuen Horthy-Statue auflaufen; ähnlich wie es auch zwei „Kronenwächter“-Vereine gibt, die ihre jeweilige Kopie der „Heiligen Krone“ zu Veranstaltungen und Vereidigungen bringen, einen offiziellen, Fidesz-nahen, und einen „zivilgesellschaftlichen“, Jobbik-nahen „Ritterorden der Heiligen Krone„. Gleiche ideologische Inhalte, anderes Personal. Für die Original-Krone im Parlament ist seit 2013 wieder die ungarische Armee zuständig.
Update, 9.7.2014:
Fidesz-nahe Motorraddivision Gój-Motorosok bedroht den Pride
Nach dem Vitézi Rend forderte am 3.7. auch die Fidesz-nahe Motorraddivision „Gój Motorosok“ ( gój = nicht jüdisch) als Reaktion auf das übermalte Horthy-Bild „Respekt für den Reichsverweser und unsere nationale Symbole!“ Der Vereinsvorsitzende Imre Mészáros erklärte im Netz: „Toleranz hin oder her, dem können wir nicht untätig zusehen (…). Wir haben ihre Veranstaltungen bislang nie gestört, sie sollen uns jetzt nicht dazu zwingen.“ Er kündigte an, den Pride nicht zu stören, aber fünf seiner Biker als Beobachter zu entsenden. „Wenn sie unsere nationalen Symbole oder gar Miklós Horthy beleidigen sollten, können sie damit rechnen, dass wir (…) denjenigen eine Antwort zukommen lassen! (…)“ Mészáros fügte hinzu, dies sei selbstverständlich „nicht als Drohung gemeint“.
Von entsprechenden Vergeltungsmaßnahmen gegen Pride-Teilnehmer durch Mészáros‘ Leute ist bislang nichts bekannt.
Danke für diese prompte Reaktion.
Diese ewig gestrigen Mummenschanzbetreiber behaupten ungarische Liberale und Homosexuelle wären jüdischer Abstammung. Die Geschichtslügen sind auch nichts Neues.
Das alles geschieht im Dunstkreis von Fidesz.
Rassismus, Romafrage, Ehe von Homosexuellen etc.
Toleranz ist in allen diesen Bereichen notwendig. Aber in Miskolc MSZP nominiert Albert Pásztor als Bürgermeister. Pásztor war rassistisch und rechtsextrem anti-Roma in 2009. zbs:
„Azt nyugodtan kijelenthetjük, hogy a közterületi rablások elkövetői cigány emberek.”
http://index.hu/belfold/2014/07/02/pasztor_albert_a_baloldal_miskolci_polgarmester-jeloltje/
http://www.stop.hu/belfold/tamas-gaspar-miklos-szerint-ez-gyalazat/1250123/
Schande. Jedenfalls Egyutt will Pasztor blockieren.
Mehr toleranz für Homosexuelle und mehr toleranz für Roma!