Teilnehmerrekord bei militärischem Ausbildungslager für Kinder und Jugendliche

Sommer, Ferienzeit: Seit 2006* finden in Mogyoród von der ungarischen Armee unterstützte Military-Ferienlager für Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren statt, um sie für die Laufbahn des Berufssoldaten zu interessieren. Dort lernen sie u.A. Waffenkunde und den Umgang mit dem Sturmgewehr. Das diesjährige Sommerferienlager verzeichnet mit 420 Anmeldungen einen Teilnehmerrekord.
(Veranstalterseite)
Wie die ungarische Nachrichtenagentur MTI heute meldet, werden die Military-Ferienlager in Mogyoród immer beliebter: Für diesen Sommer meldeten sich 420 Teilnehmer an, doch auch in den Herbst-, Winter- und Frühlingsferien werden Lager veranstaltet.
[*Update 18.7.2014: Das Lager begann als „zivile“ Initiative unter der Vorgängerregierung, laut der Teilnehmerzahlen begann der Boom nach 2010: Teilnehmerzahlen laut MTI: 2006: 8, 2007: 14, 2009: 30 (Quelle), 2014: 420.]
Der „zivile“ Veranstalter Zsolt Horváth möchte den Kindern „das Erlebnis der wehrpflichtigen ungarischen Armee“ vermitteln (d.h. es wird hier als quasi „historisches“ Erlebnis präsentiert, die Wehrpflicht wurde in Ungarn 2004 abgeschafft). Die Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren können sich dort „militärische Grundkenntnisse und eine patriotische Werteordnung aneignen und dabei Spass haben“; sie lernen u.A. den Umgang mit dem Sturmgewehr.
Die Veranstalter informieren die Teilnehmer laut MTI über die Möglichkeiten einer militärische Ausbildung in der Mittelschule („Militärische Grundkenntnisse” ist in Ungarn mittlerweile als Wahlfach an bestimmten Mittelschulen und zum Abitur möglich), sowie über das Studium an der Nationalen Universität für den Öffentlichen Dienst (d.h. Offizierslaufbahn für Armee und Polizei), laut Veranstalter durchaus mit Erfolg.
Die einwöchigen Lager werden von zwei Berufssoldaten begleitet, die früher als Wehrpflichtigenausbilder tätig waren. Außerdem halten Mitarbeiter des Ludovika-Bataillons der ungarischen Armee, der Verbrechensbekämpfung (d.h. Polizei) sowie der Kommandoeinheiten der Nationalen Steuer- und Zollbehörde Vorträge und Vorführungen ab.
Unterrichtet werden u.A. Waffenkunde, Kampfübungen, Ausheben von Schützengräben, Gebrauch der Gasmaske, Orientierung in der Natur, Schießübungen mit dem Sturmgewehr – natürlich nicht mit scharfer Munition, so MTI.
Die Teilnehmer kommen aus dem ganzen Land, auch im Ausland lebende Ungarn schicken ihre Kinder hin – genannt werden Teilnehmer aus dem rumänischen Széklerland, Deutschland, Irland und Dubai. Laut Veranstalter kommen Kinder seit Jahren jeden Sommer, oder absolvieren zwei Kurse in einem Sommer.
Soweit MTI.
Der potentielle Einfluss auf die spätere Berufswahl bei der Armee wird bei MTI als Nebeneffekt der Ferienlager dargestellt. Wie jedoch aus diesem auf der Seite der ungarischen Armee eingestellten Foto deutlich wird, verstehen sich die Ferienlager ganz explizit als Maßnahmen, um die Teilnehmer zu einer Laufbahn bei Armee und Ordnungskräften hinzuführen („katonai és rendészeti pályára irányító tábor“), also als praktische Berufsvorbereitung.
Bilder von Schusswaffen fehlen hier völlig; umso mehr sind auf der Veranstalterseite bzw. ihrer Facebook-Seite zu finden (s.u.)
Zum Thema auf diesem Blog:
- CNN-Fotostrecke: Militärische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in Ungarn, 7. Februar 2014
- Ungarn, der “Kongo der EU”: Kinder lernen an der Waffe, 27. August 2012
- Jobbik-EU-Abgeordneter bot rechtsextremer Wehrsportgruppe EU-Gelder an, 25. Juli 2012
Fotos von der Veranstalterseite bzw. ihrer Facebook-Seite.
Stolze Eltern fotografieren den Nachwuchs beim Exerzieren:
Interessant, dass seit 2006.Wo kann man denn den Protest dagegen von damals nachlesen.Beim PL oder wo?
Wenn das schon seit 2006 von den Sozialisten eingeführt ist, wäre das doch nun endlich DIE Gelegenheit, diesen Mist für ein besseres Ungarn abzuschaffen, oder nicht?
Die Kinder an den Waffen lassen in mir den Dieter Hildebrandschen Spruch hochkommen: „Ich weiß garnicht, wo ich mir da hin fassen soll. Mein Kopf ist mir eigentlich zu schade dazu!“
Update beachten.