Ostöffnung am Balaton: Kasachischer Fisch für die Touristen
Balaton-Urlauber müssen dieses Jahr davon ausgehen, dass ihnen kein Fisch aus dem Balaton, sondern undeklarierte Tiefkühlimporte aus Kasachstan oder der Türkei aufgetischt werden. Kein Witz.
Letzten Dezember hatte Landwirtschaftsminister Sándor Fazekas die gewerbliche Fischerei auf dem Balaton auf unbestimmte Zeit verboten, offenbar soll für Ungarns größtes Gewässer ein neues Nutzungsmodell erarbeitet werden und der See in erster Linie den Anglern gehören. Konkreteres ist den Medien bisher nicht zu entnehmen.
Die Restaurants und beliebten Imbißbuden am Strand lösen ihr Nachschubproblem laut Medienberichten mit Fischen aus Donau und Theiß, aber zu 95% durch kasachische und türkische Importware. Die Einkaufspreise für den Keszeg sind bereits um ein Drittel gestiegen. Manche Imbissbudenbesitzer konnten sich letztes Jahr noch rechtzeitig mit heimischer Ware eindecken, doch die Vorräte dürften laut Medienberichten bald erschöpft sein.
Die Herkunft der angebotenen Fische wird im Allgemeinen nicht deklariert, wer also wissen will, was er isst, sollte nachfragen.
Woher die bei den traditionellen Balaton-Fischtagen im Juli von der staatlichen Balaton Fischerei AG zubereiteten Fische stammten, ist nicht bekannt.
(Balatoner Fischtage, Seite der staatlichen Balaton Fischerei AG)
Quellen:
Magyar Narancs, 1.8.2014. Vorgeschichte: Somogy TV, 9.12.2013, infopapa.hu, 9.12.2013, Népszabadság 10.12.2013, Somogy Online, 26.3., Somogy Online, 27.4., Magyar Nemzet, 13.5., I love Balaton, 14.5., Somogy Online, 21.6., Galamus/DK, 11.7.
Die wichtigsten Fischarten des Balaton (Quelle).
In populärer Zubereitungsform:
(Bild oben I love Balaton, unten Blockocsma.)
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Landwirtschaftsminister Fazekas ist derzeit auch aus anderen Gründen in den Schlagzeilen:
„Wir sind Trüffel-Großmacht!“
Hier im Video ist die feierliche Überreichung eines 1,28 kg-Rekordtrüffels an Landwirtschaftsminister Fazekas diese Woche zu sehen.
Reporterin: „Was bedeutet dieser Pilz für Sie und für das Land?“
Fazekas: „Dies ist ein nationaler Schatz Ungarns, denn in der Geschichte Ungarns hat es noch nie einen so riesigen Trüffel gegeben. (…) Für mich ist es ein großes Erlebnis, dass er in meiner Amtszeit gefunden (…) und so großzügig der ungarischen Nation, dem ungarischen Staat überreicht wurde. (…) Hier kann man sehen, welche Schätze die ungarische Erde birgt. (…) Ich spreche mich für ein eigenes Trüffel-Gesetz aus (…).“
Der totale Wahnsinn.Geschockt war ich diesen Sommer, als ich das Fischgeschäft in Siofok betrat um „Frischen ungarischen Fisch“ zu kaufen, so wie es das Schild des Geschäfts stolz in altungarischer Schrift verkündet, und ich dann dort vom Verkäufer erfuhr dass es sich bei der wenigen angebotenen Ware um alte Tiefkühlfische aus Kasachstan handelt, und es am ganzen Balaton keinen einzigen Fisch aus ebendiesem mehr zu kaufen gäbe.
Wohlgemerkt handelt es sich um den größten Binnensee Europas.
Was ist nur mit diesem Land los..