Ungarische Armee: Vorbereitungen für den Ausnahmezustand
Seit der Abschaffung der Wehrpflicht 2005 bestehen Ungarns Streitkräfte aus Berufssoldaten. Derzeit führt die ungarische Armee ein umfangreiches systemisches Vorbereitungsprogramm für den Fall des Ausnahmezustands durch. Um die logistischen Prozesse bei der Wiedereinführung der Wehrpflicht im Ausnahmezustand zu üben, werden im Oktober landesweit simulierte Musterungen durchgeführt.
Laut Seite des Verteidigungsministeriums ist
Ziel der 40tägigen Übung („Feltöltés 2014“) die Auffüllung der professionellen Streitkräfte, inbegriffen die Einberufung der freiwilligen Reservisten sowie im präventiven Verteidigungsfall die Einberufung zum Kriegsdienst (…).
Dieses Jahr am 3. November sind es zehn Jahre, dass der letzte in Friedenszeiten dienende Wehrpflichtige seinen Dienst beendete, jedoch müssen die ungarischen Streitkräfte auch weiterhin fähig sein, im Ausnahmezustand durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht die Musterung einer entsprechenden Anzahl von volljährigen Wehrpflichtigen durchzuführen, die professionellen Streitkräfte zu ergänzen, ihre kontinuierliche Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, und gegebenenfalls Verluste zu ersetzen. Um diese Fähigkeiten zu erhalten und den Bestand zu trainieren, wird von der MH Hadkiegészítő és Központi Nyilvántartó Parancsnokság (zuständige Stelle der ungarischen Armee) in jedem Jahr die „Feltöltés“-Simulationsübung organisiert und durchgeführt.
Das Programm „Feltöltés“ läuft bereits seit 2013 (Regierungsseite), damals Teil der internationalen Manövers Active Guardian 2013 mit US- und serbischer Beteiligung.
Anfang Oktober 2013 wurde von der ungarischen Armee erstmals seit zehn Jahren eine simulierte Musterung in Debrecen durchgeführt. Dieses Jahr wird sie aufs ganze Land ausgedehnt: Laut Seite des Verteidigungsministeriums sind vom 7-17. Oktober in Budapest und landesweit solche simulierten Musterungen geplant. Pro Veranstaltungsort wird mit ehrenamtlicher Hilfe von Schülern und Reservisten die Musterung von 20-70 Personen eingeübt. Dies soll vor der Medienöffentlichkeit stattfinden.
Bei den mithelfenden Schülern handelt es sich mutmaßlich wie bereits 2013 in Debrecen um Schüler des KatonaSuli-Programms des Verteidigungsministeriums. Seit September 2012 wird an 32 Schulen des Landes das Lehrfach “Militärische Grundkenntnisse” unterrichtet, um Jugendliche an eine Laufbahn in der Berufsarmee heranzuführen; das Programm veranstaltet auch beliebte Sommerferienlager, vgl. Posts
- Teilnehmerrekord bei militärischem Ausbildungslager für Kinder und Jugendliche, 15. Juli 2014
- CNN-Fotostrecke: Militärische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in Ungarn, 7. Februar 2014
- Ungarn, der “Kongo der EU”: Kinder lernen an der Waffe, 27. August 2012
Um Ärzte auf den für sie neuen Einsatzbereich bei der Musterung im Ausnahmezustand vorzubereiten, wurden in der zweiten Septemberwoche in Budapest, Veszprém und Debrecen entsprechende Schulungen für Kardiologen, Internisten, Chirurgen und Orthopäden abgehalten.
(Ärzteschulung, Quelle)
*
Bereits im Mai 2014 hatte das Verteidigungsministerium laut Medienberichten in 600 Fällen private PKWs bzw. sonstige, nicht näher bezeichnete “Mittel” der Zivilbevölkerung für die potentielle Requirierung in Kriegszeiten inventarisiert, s. Post Ungarische Armee bereitet Requirierung von Privatfahrzeugen vor? 23. Mai 2014