„Russland sucht Verbündete im Széklerland“
Ein Gefolgsmann der rechtsextremen Jugendbewegung der 64 Burgkomitate HVIM aus dem rumänischen Széklerland ist in die Ukraine gezogen und agitiert für die Autonomie der dortigen Ungarn. Putin unterstütze das Selbstbestimmungsrecht der Völker von Donezk und Lugansk; er habe auch strategisches Interesse an der Autonomie des Széklerlandes und suche dort nach Verbündeten, sagte Barna Csibi dem rumänischen Partnerportal von atlatszo.hu.
(T-Shirt: „Jedes Volk hat das Recht auf Selbstbestimmung!“ mit Putin-Portrait)
2010 versuchte Barna Csibi, ungarischer Rechtsextremist aus dem rumänischen Miercurea Ciuc/Csíkszereda, einen Ableger der 2009 in Ungarn verbotenen „Ungarischen Garde“ im mehrheitlich von Ungarn bewohnten Széklerland in Rumänien als Verein („Székler Garde“) registrieren zu lassen, was nicht genehmigt wurde.
Im August 2010 sorgte er mit einer von der Gemeinde Csíkszereda genehmigten Protestaktion vor einem Einkaufszentrum für einen Skandal: Er und ein weiterer Aktivist stellten sich mit einem Plakat auf: „Schäme dich! Du hast schon wieder bei Juden gekauft!“
Nachdem er aufgrund seiner rechtsextremen Aktivitäten seine Stelle als staatlicher Steuerprüfer verloren hatte, betrieb er mit zwei Geschäftspartnern von der rechtsextremen Jugendbewegung der 64 Burgkomitate (HVIM) aus dem „Mutterland“ in seiner Wohnung in Csíkszereda einen rechtsextremen Versandhandel. Seine Ware wurde im Juni 2014 von der rumänischen Polizei beschlagnahmt, nachdem sie von seinem Stand auf dem alljährlichen nationalistischen ungarischen Massenevent in Rumänien, der Pfingstwallfahrt von Şumuleu Ciuc/Csíksomlyó Werke des antisemitischen Schriftstellers Albert Wass und T-Shirts beschlagnahmt hatte. In Ungarn steht Wass nicht nur auf dem Lehrplan, sondern ist mittlerweile im kulturellen Kanon der ungarischen Regierung angekommen.
HVIM hat etwa 100 aktive Mitglieder in Ungarn und Rumänien, sie treten für den Wiederanschluss Siebenbürgens an Ungarn bzw. die Autonomie des Széklerlandes auf. In Rumänien sind sie unerwünscht: Der HVIM-Vorsitzende und frühere Jobbik-Abgeordnete György Gyula Zagyva wurde im März 2014 von Rumänien zur Persona non grata erklärt; dem HVIM-Gründer und früheren Vorsitzenden László Toroczkai wurde 2013 die Einreise verweigert. Er ist in Ungarn mittlerweile Bürgermeister.
Am 18.9.2014 nahm Csibi mit Jobbik-Aktivisten im ungarischen Nyíregyháza an einer Sympathiekundgebung für das Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands teil; auch die Abstimmung zur katalanischen Unabhängigkeit im November wird von den ungarischen Rechtsextremen in Ungarn und den Nachbarländern mit Spannung erwartet.
(„Das Széklerland ist nicht Rumänien!“, „Heute Schottland, morgen das Széklerland!“)
Derzeit lebt Csibi in der Ukraine und agitiert für die Autonomie der dortigen Ungarn. Er unterstützt die Separatisten von Donezk und Lugansk: „Wladimir Putin ist der Einzige, der das Recht auf Autonomie der in den beiden Regionen lebenden Menschen unterstützt“, erklärte er dem rumänischen Portal Riseproject.ro, nur zwei Stunden nach der Flugzeugkatastrophe von Donezk. Er sagte weiter, Russland suche Partner in Rumänien, um die Autonomie des Széklerlandes zu verwirklichen:
„Bei Novorossia geht es nicht um russischen Expansionismus, sondern um das Recht der Völker auf Selbstbestimmung. (…) Russland unterstützt die Unabhängigkeit des Széklerlandes, aus strategischen Interessen. Das Széklervolk verlangt genauso nach Selbstbestimmung wie die Menschen von Donezk. Die russischen Medien beschäftigen sich viel mit den Széklern. (…) Vorerst kann Russland nichts tun, sie warten ab und suchen Verbündete im Széklerland.“ (…)
(Quelle: Artikel ursprünglich auf rumänisch auf Riseproject.ro, 22.7., übersetzt von atlatszo.hu., stark gekürzt und ergänzt.)
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“Der russische Bär stürzt Trianon um”
Mitte September hatte der Jugendverband des Demokratischen Bundes der Ungarn in der Ukraine (UMDSZ) im Budapester Sitz des rechtsextremen Weltverbandes der Ungarn eine Veranstaltung zur Autonomie der Karpatenukraine abgehalten, an der auch die Rechtsextremen György Budaházy und der ehemalige Jobbik-Abgeordnete Tamás Gaudi-Nagy teilnahmen. Nach der “verpassten Gelegenheit der südslawischen Krise” (Jugoslawienkrieg) sei nunmehr eine neue Möglichkeit gekommen, “die Mauern von Trianon einzureissen”; “der russische Bär hat den Zaun umgeworfen, die Ungarn müssen nur noch durchspazieren”, vgl. Post Viktor Orbán in der Ukraine, Ungarns ukrainische EU-Abgeordnete, 30. September 2014.
Ebenfalls Mitte September hatte der stellvertretende Staatssekretär für bilaterale EU-Beziehungen der ungarischen Regierung Gergely Prőhle, ehemaliger ungarischer Botschafter in Berlin, als Vertreter der ungarischen Regierung mit FPÖ- und Front National-Politikern sowie rechten US-Lebensschützern am “Internationalen Forum Große Familien und die Zukunft der Menschheit” im Moskauer Kreml teilgenommen, co-organisiert u.A. von der Russischen Orthodoxen Kirche und der Stiftung des rechtsextremen Oligarchen Konstantin Malofejew, s. Post Freunde Russlands: FIDESZ, FPÖ und Front National bei Fundamentalistenkongress im Moskauer Kreml, 15. September 2014. Malofejew steht in enger Verbindung zu ukrainischen Separatisten in der Ostukraine und auf der Krim.
Romanian parties, secret services and other nationalist organizations try to make some sort of connection between Hungarian far-right activists and legitimate claims of minorities.