Rechtsextreme Journalistin zur Chefredakteurin der Staatsmedien ernannt
Die rechtsextreme Journalistin Beatrix Siklósi, die 2004 aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen gefeuert wurde, weil sie den Holocaustleugner David Irving ins Programm eingeladen hatte, und die auf Facebook öffentlich Beiträge rechtsextremer Hetzportale postete, wurde von der staatlichen Medienholding MTVA zur Chefredakteurin für „Religion, Nationalitäten, Auslandsungarn und besondere Projekte“ ernannt. Als erstes großes Projekt wird sie am 29.10. einen „türkischen Tag“ in den öffentlich-rechtlichen Medien ausrichten.
Nachdem kürzlich der ehemalige Jobbik-Sprecher und Nachrichtenfälscher Dániel Papp zum neuen Content Director der staatlichen Medienholding MTVA befördert wurde, hier die nächste relevante Personalie:
Am 15. Oktober wurde die Journalistin Beatrix Siklósi vom Direktor der staatlichen Medienholding MTVA zur Chefredakteurin für „Religion, Nationalitäten, Auslandsungarn und besondere Projekte“ ernannt.
2004 war Siklósi vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gefeuert worden, weil sie 2003 den britischen Holocaustleugner David Irving auf Einladung der rechtsextremen Partei MIÉP ins Programm eingeladen hatte. In der Sendung bezeichnete Irving die ersten beiden Tage des Ungarnaufstands 1956 als „antisemitisches Pogrom“gegen die „Judenregierung“. (444.hu)
(Von der Seite des „Ungarischen (Fidesz-)Frauenverbandes“)
Danach arbeitete Siklósi für das rechtsextreme Echo TV. 2009 wurde sie bei der Enthüllung einer Gedenkplakette für die antisemitische Schriftstellerin Cécile Tormay vom rechtsextremen, antisemitischen Pastor Lóránt Hegedűs jun. in seiner Kirche am Freiheitsplatz für ihre Verdienste ausgezeichnet. (444.hu; Hegedűs hatte David Irving 2007 in seine Kirche eingeladen, und ließ 2013 ebendort auch eine Horthy-Statue errichten.)
2012 wurde Siklósi zur Chefberaterin des Vorstands des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Kulturfragen ernannt; die Zeitung HVG überführte sie 2013 per Screenshot, wie sie auf ihrer Facebook-Seite öffentlich Witze über „Zigeuner“ und andere rassistische Zoten riss, Horthy verehrte und Beiträge des rechtsextremen Hetzportals kuruc.info teilte, s. Pester Lloyd: TV-Kulturchefin mit Nazisprüchen erwischt (2013), aktuell Budapest Beacon; Details s.u.
Auf die Anfrage bei der MTVA, ob die Ernennung einer rassistische Witze postenden Journalistin, die bereits einmal aus den öffentlich-rechtlichen Fernsehen gefeuert wurde, nicht problematisch sei, kam die knappe Antwort, ihre Ernennung sei durch ihr Fachwissen und ihre Kompetenz (felkészültsége) gerechtfertigt. (HVG)
Als erstes großes Projekt wird Siklósi am 29.10., dem 91. Jahrestag der Gründung der Republik Türkei, einen „türkischen Tag“ in den öffentlich-rechtlichen Medien ausrichten. Die türkischen öffentlich-rechtlichen Medien werden sich ihrerseits mit einem „ungarische Tag“ am ungarischen Nationalfeiertag, dem 15. März 2015 revanchieren. (MTI)
Dies steht klar im Kontext der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen „Ostöffnung“ der ungarischen Regierung, vgl. Post Ostöffnung: Nordzypern eröffnet Repräsentanz in Ungarn, ungarische Botschaft in Nicosia geschlossen, 20. Oktober 2014
Anlässlich Siklósis Ernenung zur MTVA-Chefredakteurin hier die Facebook-Posts im O-Ton, Quelle: HVG.
Rassistischer Witz
Sinngemäß: Bei einem Brand in einem fünfstöckigen Haus in Montreal gibt es viele Tote. Im ersten Stock wohnte eine muslimische Familie, im Zweiten eine Romafamilie, eine schwarze Familie aus Haiti im Dritten, eine achtköpfige pakistanische Familie im Vierten. Alle kommen um, bis auf das weiße Ehepaar im fünften Stock. Die muslimische Gemeinde, der „Schwarzenverein“ und eine Flüchtlingsorganisation fordern lautstark eine öffentliche Untersuchung, warum nur die Weißen den Brand überlebten. Der Feuerwehrchef wird gefragt und sagt: Die waren arbeiten.
Horthy-Verehrung
Ein Link der fidesz-nahen rechtsextremen Motorraddivision „Gój motorosok“: „Vor 144 Jahren (…) wurde der Herr Reichsverweser Miklós Horthy (…) in Kenderes geboren!“
Israel greift Ungarn an
„Israel kommt!!! Ungar, verteidige dein Vaterland!!!“ (Es geht eigentlich um die Nachricht, Israel werde bald den Iran angreifen.)
Siklósi teilt einen Beitrag des Rechtsextremen László Toroczkai, sowie ein Foto, das eine „Invasion“ der ungarischen Provinz durch orthodoxe Juden suggerieren will: „Über tausend orthodoxe Juden aus der ganzen Welt versammeln sich im Dorf in der Nyírség… und sie bleiben hier…“
Von „kriminellen Zigos“ und „Holo-Schwindel“ berichtet das rechtsextreme Hetzportal kuruc.info:
Zum Schluß ein Foto der IWF-Chefin Christine Lagarde mit der reanzösischen Unternehmerin Philippine de Rothschild, die angeblich eine Baphomet-Medaille trägt, lies: Satanische „jüdische Weltverschwörung“.
[Update 25.10.2014: Der aktuelle Artikel von Welt-Korrespondent Boris Kálnoky ähnelt erstaunlich diesem Post, sowie Post Nachrichtenfälscher zum Content Director der Staatsmedien befördert, 16. Oktober 2014. Gut recherchiert, Boris. Welt.de: Staatsfernsehen belohnt Rassismus und Lügen, 24.10.2014.]
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