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Magyar Sziget: Verurteilte Terroristen und Terror gegen Journalisten

13. August 2010

Das rechtsextreme Festival „Magyar Sziget” (mehr dazu hier, schon ein älterer Artikel) macht derzeit Schlagzeilen:

Jobbik-Chef Vona und Roberto Fiore von der Forza Nuova

Jobbik-Chef Gábor Vona hatte dort einen gemeinsamen Auftritt mit dem verurteilten Rechtsterroristen Roberto Fiore, Generalsekretär der Forza Nuova. Dieser kam auf Einladung des Rechtsextremisten László Toroczkai.

Laut Fiore „nehmen die Ungarn unter den europäischen rechtsextremistischen Bewegungen derzeit die führende Rolle ein, und ihre gemeinsame Sprache ist der Antikommunismus, der gemeinsame Feind der Kapitalismus, der Islam, die Immigranten sowie der Zionismus.”

Fiore wurde 1985 wegen Mitgliedschaft bei der Terrororganisation Nuclei Armati Rivoluzionari verurteilt, auf deren Konto 33 Morde gingen.  (Mandiner.hu)

Mehr über die europaweiten Vernetzung der rechtsextremen Parteien bei Eurorex und bei der Bundeszentrale für politische Bildung: „Rechtsaußen im Europaparlament – Rechtspopulisten und Rechtsextremisten im Herzen der Europäischen Demokratie.“

Jobbik-Abgeordneter bedroht linke Journalisten

 

Auf Gregor Mayers Facebook-Seite:

Reporter der ungarischen Wochenzeitung „Hetek“ hatten sich offiziell beim Festival „Magyar Sziget“ (Ungarische Insel) angemeldet. Die alljährliche Veranstaltung in Veröce an der Donau will einen Gegenpol zum beliebten Sziget-(Insel-)Festival auf der Budapester Werfteninsel bilden. Sie bietet eine Selbstdarstellungsplattform für die ultra-rechte und Nazi-Szene im Dunstkreis der Jobbik. Journalisten dürfen dort nur vorab angemeldet tätig werden. Die „Hetek“-Reporter erhielten – wie sonst in Diktaturen üblich – einen sogenannten „Minder“ („Aufpasser“) beigeordnet, der ihnen vorschrieb, mit wem sie reden und was sie fotografieren durften. Am Ende führte dieser sie zum Cheforganisator und Jobbik-Parlamentsabgeordneten György Gyula Zagyva, zugleich Vorsitzender der ultra-rechten und irredentistischen „Jugendbewegung der 64 Burgkomitate“ (HVIM). In einer abgesperrten Holzbaracke fuchtelte er mit einer Lederpeitsche gefährlich vor ihren Gesichtern herum. Original-Ton Zagyva: „Ihr seid hier auf feindlichem Territorium. Für euch gibt’s hier keine Demokratie. (…) Wir könnten euch die Hosen runterziehen und euch f…en, wenn ihr da rauskämet, würde euch eh keiner glauben. (…) Am liebsten würde ich euch an Ort und Stelle zerreissen.“ Am Ende blieb es bei der verbalen Demütigung, die Reporter verließen diesen gesetzlosen Ort ohne physische Misshandlungen.

Ausführlicher hier:

Karl Pfeifer auf Hagalil: „Terror on the “Hungarian Island”

Hungarian Spectrum: „Jobbik in parliament and out”

Jobbiks Reaktion

Inzwischen haben Jobbik darauf reagiert. Parteichef Vona kommentierte die Androhung von analer Vergewaltigung noch auf der Magyar Sziget: „Wahrscheinlich war das Problem, dass du (Zagyva) es nicht wahrgemacht hast.” Hier zu erleben im Video von atv.

Die Parteispitze setzte die Sache am Montag auf die Tagesordnung, aber, so war von Parteisprecherin Dóra Duró zu hören, mit solchen „Wortwechseln auf Kneipenniveau” befassen sie sich eigentlich nicht.

Die offizielle Position der Partei zu der Angelegenheit lautet nun:

György Gyula Zagyva sei zwar Parlamentsabgeordneter der Partei, sagte Duró, jedoch nicht Parteimitglied.

Alles klar? Auf die Art denken die, sie kommen mit allem durch. Und Zagyva selbst fordert nun eine Richtigstellung und erstattet Anzeige wegen Verleumdung (atv).

Siehe auch:

Hetek.hu: „Jobbiks Ungarn – wo die Demokratie zu Ende ist”

(Ungarisch, sehr zu empfehlen.)

Edit 7.9.2010:

Ungarn: Kritischem Journalismus droht die Peitsche. Karl Pfeifer zu dieser Sache im Interview mit Radio Dreyeckland, 7.9.2010.

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