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Neonazi-Übergriff nach Demonstration vor rechtsextremem Theater

30. August 2012

Nach der antifaschistischen Demonstration am Mittwoch vor dem Új Színház (ca. 500 Teilnehmer, auch Szolidaritás, DK, MSZP und Romaorganisationen, einige Dutzend rechtsextreme Gegendemonstranten, Video unten) wurde Vilmos Hanti, der Vorsitzende des Verbandes Ungarischer Antifaschisten und Widerstandskämpfer (MEASZ), von etwa 20 Neonazis auf der Straße umringt, bedroht und dann von einem mit der Faust ins Gesicht geschlagen, er ist mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Das rechtsextreme Portal deres.tv hatte Fotos und Namen der Organisatoren veröffentlicht.

Vilmos Hanti

Kommentar: Nicht der erste Faustschlag ins Gesicht nach einer Demonstration (vgl. z.B. Jungle World), auch nicht der erste gewalttätige Übergriff von Jugendlichen auf eine wehrlose ältere Person des öffentlichen Lebens auf offener Straße (vgl. Tagesspiegel), aber seit den Neonazi-Aufmärschen im letzten Monat –  Devecser, Cegléd und auf dem Budapester Heldenplatz – ist die Hemmschwelle bei den Rechtsextremen im öffentlichen Raum definitiv gesunken.

Das Új Színház (Neues Theater) ist jenes Theater, das die Orbán-Leute dem rechtsextremistischen Theatermacher György Dörner zugespielt haben. Die Demo der Antifaschisten galt einerseits dem – inzwischen zurückgezogenen – Bestreben Dörners, in diesem Theater das letzte Stück des Anfang dieses Jahres verstorbenen antisemitischen Schriftstellers und (zuletzt FIDESZ-nahen) Politikers István Csurka uraufzuführen. Csurkas „Der sechste Sarg“ ist eine Art ungarische Dramatisierung des antisemitischen Pamphlets „Die Protokolle der Weisen von Zion“. Andererseits war diese Demo als Reaktion darauf gedacht, dass die verbotene rechtsextreme und para-militärische Ungarische Garde am vergangenen Wochenende mit Billigung der Behörden auf dem Budapester Heldenplatz aufmarschieren konnte.
Zum tätlichen Angriff auf Hanti schreibt die Tageszeitung „Népszava“ in ihrer Internet-Ausgabe: „Vilmos Hanti, den wir am späten Abend am Telefon erreichten, als er im Krankenhaus auf das Schädel-Röntgen wartete, erinnert sich daran, dass ihn eine aus 15 bis 20 Personen bestehende Gesellschaft junger, etwa zwanzigjähriger Männer anhielt. Sie fragten ihn, ob er der Organisator dieser Veranstaltung sei, und als er dies bejahte, umringten sie ihn bedrohlich. ‚Ich dachte, sie wollen mich lynchen‘, sagte er. Daraufhin löste sich ein junger Mann aus der Gruppe und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht. Er begann zu schreien und versuchte, sich von der Gruppe zu entfernen, während – wie er behauptete – ein Passant den jungen Leuten zurief: ‚Es reicht!‘ Inzwischen lief auch die Gruppe auseinander, denn innerhalb von Augenblicken erschien die Polizei, wie Hanti weiter ausführte.“ (dpa-Korrespondent Gregor Mayer auf der Facebook-Gruppe „Aufmarsch-die rechte Gefahr aus Osteuropa“)

Demo und Neonazis, vor dem Theater ab 1:30: „Das Új Színház gehört den Magyaren!“

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