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Ostöffnung: Kasachischer Diktator weiht in Budapest Statue ein

26. Mai 2014

Ein aktuelles Beispiel für die Politik der „Ostöffnung“ – der Ausbau der ungarischen Wirtschaftsbeziehungen zu diktatorischen öl- und/oder gasreichen Regimes im Osten, gerne legitimiert durch „genetische Verwandtschaft“ – ist Kasachstan: Am 4.6.2014 weiht der kasachische Präsident Nursultan Nazarbajew in Budapest eine neue Statue ein. Die ungarische Akademie der Wissenschaften stellte kürzlich die Übersetzung von Nazarbajews Biographie vor.

2013 wurde eine Straße im Budapester Stadtwäldchen nach der Hauptstadt Kasachstans in „Astana Straße“ umbenannt.

(Quelle)

Am 30. April verabschiedete der Budapester Gemeiderat mit den Stimmen von Fidesz und Jobbik die Errichtung einer Statue des kasachischen Dichters Abai Qunanbajuly (1845-1904) ebendort.
Initiiert wurde das Projekt von Vize-Bürgermeister Miklós Csomós (Fidesz), als „Ergebnis der ausgezeichneten ungarisch-kasachischen Beziehungen“ und „Geschenk des kasachischen Volkes“. Der kasachische Präsident Nursultan Nazarbajew wird das 4 Meter hohe Denkmal am 4. Juni 2014 persönlich einweihen.

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(Qunanbajuly steht schon, Quelle)

Nursultan Nazarbajew ist seit der Unabhängigkeit vor 23 Jahren im Amt. Bei den Präsidentschaftswahlen 2011 erreichte er 95,5 % der Stimmen. (Origo)

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Nursultan Nasarbajew (stol.it)

Mehr zu Kasachstan s. Deutschlandfunk: Ohnmächtig gegen die Staatsmacht, 7.12.2013

Die Ungarische Akademie der Wissenschaften MTA stellte im April die ungarische Übersetzung von Nasarbajews Autobiographie vor, übersetzt vom Alterspräsidenten des ungarischen Parlaments János Horváth (Fidesz).  Landwirtschaftsminister Sándor Fazekas (Fidesz) würdigte das Werk im Zeichen der „1500jährigen kasachisch-ungarischen Freundschaft“. Nazarbajew sei ein „starker, anerkannter Akteur des internationalen politischen Lebens“, und sein Buch biete „Einblicke in eines der sich am Schnellsten entwickelnden Länder der Welt“.
Dem kasachischen Fernsehen gegenüber bezeichnete er Nasarbajew als „ausgezeichneten Staatsmann“ und gratulierte zur wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre.

„Fazekas hegt besonders herzliche Beziehungen zu den Kasachen, da er kumanischer  Abstammung ist, daher die Verwandtschaft“, so der Alterspräsident des ungarischen Parlaments, János Horváth. Die Kumanen sind ein historisches Turkvolk, Vorfahren der Krimtataren, die Mitte des 13. Jahrhunderts auf der Flucht vor den Mongolen nach Ungarn gelangten.

Der kasachische Botschafter in Ungarn verglich das Werk in seiner Rede mit biographischen Werken über Ghandi, George Washington oder Imre Nagy.

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(Buchvorstellung in der ungarischen Akademie der Wissenschaften, Origo)

[Update: Reitervölker unter sich – statt Nasarbajew weihte der kasachische Premier Kärim Mässimow die Statue ein. Der historisierend gewandete Herr, Vorsitzender eines kumanischen Traditionspflegevereins,  repräsentiert  die historische „Verwandtschaft“ der beiden Völker.

(444.hu)

Update Ende.]

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Eine Facebook-Gruppe wünscht sich zur Einweihung des kasachischen Denkmals im Stadtwäldchen lieber diesen Stargast:

(Facebook)

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