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Ungarische Historiker protestieren gegen Denkmal der deutschen Besatzung

22. Januar 2014

Hochkarätige ungarische Historiker wie Krisztián Ungváry protestieren gegen das Besatzungsdenkmal; es wurde heute von der Bezirksversammlung des V. Budapester Bezirks beschlossen. Update zum Post Denkmal der Deutschen Besetzung in Budapest, 19. Januar 2014.

Historiker protestieren gegen das Denkmal „Die deutsche Besatzung Ungarns am 19. März 1944“

Élet és Irodalom vom 17.1. (Übersetzung N.N., PR dankt)

Wir protestieren gegen die kürzlich bekannt gewordenen Pläne des Denkmals der deutschen Besatzung!

Das Denkmal verfälscht einen wichtigen Abschnitt unserer Geschichte und relativiert die Ereignisse des Holocaust. Laut Beschreibung sollte das Denkmal »in Erinnerung an alle Opfer« entstehen. Da das Denkmal jedoch auf Geschichtsfälschung beruht, kann es seine Aufgabe nicht erfüllen. Damit, dass es die Opfer des Holocaust und dessen Mittäter in gleicher Weise als Opfer darstellt, schändet das Denkmal das Gedenken an die Opfer.

Der ungarische Holocaust geschah unter aktiver Mitwirkung der ungarischen Behörden. Das Denkmal schiebt jedoch die historische Verantwortung ausschließlich den Deutschen und den »Pfeilkreuzler-Küken« der deutschen Armee in die Schuhe. In Wahrheit spielten die Pfeilkreuzler bei den Deportationen des Sommers 1944 keinerlei Rolle. Wir, die unterzeichnenden Historiker, fordern die Regierung auf, mit der Verfälschung unserer jüngeren Vergangenheit und der Relativierung der Geschichte des Holocaust aufzuhören, und von der Verwirklichung des Denkmals auf dem Freiheitsplatz abzusehen.

Péter Bencsik Historiker, Ágnes Deák Historikerin, László Eörsi Historiker, Csaba Fazekas Historiker, Kinga Frojimovics Historikerin, Lajos Gecsényi Historiker, Gábor Gyáni Historiker, Tibor Hajdu Historiker, Gyula Hosszú Geschichtslehrer, Viktor Karády Soziologe, László Karsai Historiker, János Kenedi Historiker, Gábor Klaniczay Historiker, Mária M. Kovács Historikerin, György Kövér Historiker, Tamás Majsai Historiker, András Mink Historiker, Judit Molnár Historikerin, Mária Ormos Historikerin, Zoltán Paksy Historiker, Judit Pihurik Historikerin, János  M. Rainer Historiker, Péter Sipos Historiker, Zsuzsanna Toronyi Museologin, Krisztián Ungváry, Historiker, József Vonyó Historiker.

*

Das Denkmal wurde heute  von der Bezirksversammlung des V. Budapester Bezirks beschlossen, siehe Pester Lloyd:

Bezirksbürgermeister Antal Rogán, gleichzeitig Fidesz-Fraktionschef im Parlament und einer der treuesten Gefolgsleute von Premier Orbán, findet den vorliegenden Entwurf passend und dem Thema angemessen, schließlich gedenke man allen Opfern der nazistischen Besetzung. Gleichzeitig befand Premier Orbán, dass mit dem Projekt alles in Ordnung sei.

Update: Die deutsche Botschaft in Budapest reagierte heute mit folgender Presseerklärung:

Deutschland ist sich seiner Verantwortung für Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs sehr bewusst und nimmt dazu seine Verantwortung wahr – auch was die Verbrechen in Ungarn angeht. Die Verantwortung für die Gedenkorte in Ungarn liegt grundsätzlich bei der ungarischen Regierung. Angesichts der schon fast ein Jahr andauernden umfangreichen öffentlichen Vorbereitungen für das Holocaust-Gedenkjahr in Ungarn, an der die Botschafter von Österreich, Deutschland, Israel und den USA als Gäste teilgenommen haben, bedauern wir allerdings, dass die aktuelle Entscheidung zum Denkmal sehr schnell und ohne breite Diskussion herbeigeführt wurde.

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