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Nazi-TV-Produktionsfirma produziert Doku-Serien fürs Staatsfernsehen

7. Dezember 2013

… und gehört außerdem dem Schwiegersohn von Sándor Lezsák (Fidesz), dem Vizepräsidenten des ungarischen Parlaments.

Ein Gründer der Ungarischen Garde produziert derzeit eine Polizeiserie fürs Staatsfernsehen, s. Post, aber auch das ist noch zu toppen.

Die Medienfirma Dextramedia produzierte dieses Jahr  im Auftrag der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt MTVA eine fünfteilige Doku-Serie über die Erfolgsstory des neuen sozialen Wohnparks in Ócsa, den die ungarische Regierung für obdachlos gewordene Fremdwährungsschuldner gebaut hatte, vgl. tagesanzeiger.ch: Das Dorf der Frankenopfer, 10.05.2013.


(April 2013, index.hu)


(figyelo.net)

Von den 80 Häusern für insgesamt 2,72 Mrd. HUF (ca. 9 Mio EUR) sind derzeit erst 39 belegt, da nur die wenigsten Bewerber den verlangten  Kriterien gerecht werden;  bei dieser Belegung kommt ein Haus auf 70 Mio HUF (ca. 230 000 EUR), bei voller Belegung auf 34 Mio HUF  (113 000 EUR). Ein Einfamilienhaus mit Garten auf dem Land ist wohlgemerkt schon für 8-9 Mio. HUF (26-30 000 EUR) zu haben, so atlatszo.hu.

Dieser Wohnpark wird vom Staatsfernsehen als Erfolgsgeschichte präsentiert. (Teil 1 hier: „Neue Gemeinschaft“, „ein Beispiel geben für die Millionen magyarischer Schicksalsgenossen“ (magyar sorstársak) etc). Chefredakteur war übrigens Dániel Papp, der 2011 den Cohn-Bendit-Beitrag gefälscht hatte, darauf Nachrichtenchef beim Staatsfernsehen wurde und den Posten dann wegen allzu plumper Nachrichtenfälschung wieder räumen musste, mehr dazu auf diesem Blog hier.

2011 produzierte Dextramedia noch für den Jobbik-nahen rechtsextremen Internetsender N1TV, so auch den Beitrag, in dem Adolf Hitler zum 20. April als „großer Staatsmann“ bezeichnet wurde (s.u.).

n1tv2011

Bei der MTVA hatte man damit kein Problem; 2012 bestellte MTVA von Dextramedia Beiträge für 122 Mio. HUF (ca. 400 000 EUR).

Es handelte sich um die Serie „Heimkehrer“ auf DunaTV (Hazajáró), ein  „Tourismusmagazin über das Karpatenbecken“ (historisches Großungarn).  Kostprobe: „Das Vermächtnis  von Albert Wass„.

Was die Wohnpark-Serie kostete, versucht atlatszo gerade zu erfahren. (atlatszo)

Dextramedia, mit Thor-Steinar-Banner auf der Seite,  produzierte auch für die regierungsnahen Privatsender HírTV und EchoTV – aber auch für die ungarische Katholische Kirche.

Dextramedia.hu hat dieselbe IP-Adresse wie die Seite der rechtsextremen „Jugendbewegung der 64 Burgkomitate“ HVIM, sowie der Seite des Jobbik-Abgeordneten Gyula Zagyva, so atlatszo, siehe Post: Nazi-TV-Betreiber produzieren für ungarisches Staatsfernsehen?, 28. März 2013.

Zoltán Moys, einer der Eigentümer von Dextramedia, ist der Schwiegersohn von Sándor Lezsák, dem Vizepräsidenten des ungarischen Parlaments, so atlatszo.hu.

Moys ist Mitveranstalter der alljährlichen „Gedenk- und Wandertour Ausbruch 60“  zum „Tag des Ausbruchs“ aus dem von der Roten Armee eingekesselten Budaer Burgberg 1945, vgl. der Historiker Krisztián Ungváry 2012 in der Budapester Zeitung. [Edit 9.12.2013: Das folgende Zitat ist aus der Eigenbeschreibung der Veranstalter zur Verdeutlichung ihres Umgangs mit verbotenen Symbolen und nicht von Krisztián Ungváry – peinlicher Flüchtigkeitsfehler, PR entschuldigt sich und dankt den KommentatorInnen hier und auf Facebook für den Hinweis.]: „(Die Gedenktour) hat keine politische Zielsetzung. Ihr historischer Hintergrund zeigt sich für die Teilnehmer unter anderem darin, dass die einzelnen Kontrollpunkte von Aktivisten in zeitgenössischen Uniformen besetzt sind. Die dabei an den Uniformen (…) vorkommenden, nach den heutigen Gesetzen verbotenen, Symbole werden ausschließlich in historischem Kontext und im Interesse der Authentizität verwendet.“

(atlatszo.hu)

Ein Bildvergleich:


(NS-Siedlung, muenchen.de)


(nordostkultur-muenchen.de)

*

N1-Bericht zum 20.4.2011 (ab 14:07):

“Adolf Hitlers Geburtstag”: „1933 errang [Hitlers] Partei einen überwältigenden Sieg bei den demokratischen Wahlen. Binnen kurzer Zeit baute er das zu Grunde gerichtete, ins Elend gestürzte Deutschland wieder auf, wo ein beispielloser wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, moralischer, kultureller Aufschwung seinen Anfang nahm. Als Folge des zweiten Weltkrieges verursachte der Sieg der angelsächsischen und bolschewistischen Alliierten die Niederlage [auch „Untergang“] des deutschen Volkes und seines Führers. Die Erinnerung an den vielleicht bekanntesten Politiker der Geschichte ist nach wie vor Gegendstand einer Hexenjagd durch die Siegermächte. “

5 Kommentare leave one →
  1. Don Kichote permalink
    8. Dezember 2013 11:59

    Ich schätze Krisztián Ungváry als humorvoll. Der Text unter dem Link ist seltsam genug. Im ersten Absatz scheinen ein paar Buchstaben verlorengegangen zu sein. Drei Sätze gib es aber die man wiederholen könnte. Aber mir ist das Gesicht eingeschlafen rechts und links und rechts und links und echts und inks und chts und nks und hts und ts und ts und s und s …..

    • pusztaranger permalink
      9. Dezember 2013 08:03

      Das Zitat ist nicht von Ungváry, sondern aus der Eigenbeschreibung der Veranstalter. Ein Flüchtigkeitsfehler, inzwischen korrigiert.

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