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Rechtsextreme Autoren im nationalen Lehrplan + inoffizielles ungarisches Staatsbegräbnis für Pfeilkreuzler in Rumänien

13. Mai 2012

In den sogenannten nationalen Lehrplan, der die Unterichtsinhalte an den ungarischen Schulen regelt und der demnächst verabschiedet werden soll, wurden drei rechtsextreme, antisemitische Schriftsteller der Zwischenkriegszeit aufgenommen: Albert Wass, Dezső Szabó und József Nyirő, siehe ausführlich bei Hungarian Spectrum: „Conservative“ writers in the curriculum: Dezső Szabó:

All three were born in Transylvania and all three were anti-Semites and fiercely nationalistic. Two of them, Wass and Nyirő, were declared to be war criminals. Wass was sentenced to death in absentia in Romania. In 1947 the Hungarian government requested Nyirő’s extradition without success. Both left Hungary in 1944-45 and lived the rest of their lives in exile, Wass in the United States and Nyirő in Franco’s Spain.

Nach Albert Wass wurden im Mai 2011 bereits zwei Budapester Plätze benannt. Zeit.de über ihn:

Für die Rechtsextremen ist er eine Art Homer des völkischen Magyarentums. Wass war in Rumänien 1946 wegen angeblicher Teilnahme an Erschießungen zum Tode verurteilt worden. Das Simon Wiesenthal Center hat die Vorwürfe bestätigt, die USA entlasteten den Emigranten nach dessen eigenhändig verfasstem Lebenslauf (zwei Eiserne Kreuze erwähnte der frühere Frontoffizier darin nicht). Bis zu seinem Tode in Florida 1998 kämpfte er in seinen Schriften für das Großungarn in den Grenzen vor 1920. Neben den Nachbarn sah Albert Wass die Juden im eigenen Land als größtes Übel.

Jobbik schätzen Albert Wass und Dezső Szabó sehr, im Gebäude der reformierten Gemeinde des antisemitischen Jobbik-Pastors Lóránt Hegedûs Junior stehen seit 2007 ihre Büsten; auch gibt es dort seit Jahren das „Dezső Szabó-Katakombentheater“, in dem rechtsextreme Veranstaltungen stattfinden. (Fotos von Büsten und Theater auf der Seite Dezső Szabó-Theater).

Dezső Szabó wird von Jobbik auch seit Jahren auf Veranstaltungen zitiert, so am 23. Oktober 2007:

„(…)Die linke Ideologie ist eine Ausgeburt des Judentums. Die jüdische Psyche war noch nie schöpferisch, sondern hat sich immer fremdes Gedankengut angeeignet. Die linke internationale Ideologie ist das wichtigste geistige Mittel im furchtbaren Imperialismus und im natürlichen und organischen Nationalismus des Judentums. Diese Psyche, die über fünf Tausend Jahre durch Aberglauben und Rassenwahn geprägt worden ist, ist in ihrer wahnhaften Vorstellung vom Auserwähltsein der zweitausend Jahre alten europäischen Kultur und dem Humanismus fremd, verdächtigend und feindlich gesonnen.“ (Text von 1935) Aus: Magdalena Marsovszky: Völkisches Denken, antisemitische Mobilisierung und drohende Gewalt in Ungarn.

Im Video hier.

Damals fuhr Jobbik noch die Strategie, antisemitische Inhalte über die Texte von Autoren der Horthy-Ära zu kommunizieren, um Anzeigen zuvorzukommen – so sagte Hegedûs, wer sich daran störe, „soll doch Szabó anzeigen.“ (Index)

Heute sind sie auf solche Tricks nicht mehr angewiesen und kommunizieren diese Inhalte offen, und Szabó wird voraussichtlich von der ungarischen Regierung kanonisiert.

Wer József Nyirős Lebenslauf googelt, landet bei einer obskuren Nyirő-Stiftung, und unter „Lebenslauf“ ist dort  ganz oben ein Brief Nyirős vom 8.3.1944 eingestellt, indem er seine „Rassenreinheit“ nachweist.

Seit 1941 war Nyirő Herausgeber der Wochenzeitschrift Magyar Erő, hier ein Titel von 1943:


(gefunden auf einer Auktionsseite)

Nyirő war Parlamentsabgeordneter der Pfeilkreuzler (rumänisches Portal). Laut Nyirő-Stiftung „emigrierte“ er im März 1945 mit dem Sonderzug des Parlaments nach Österreich, „getreu seines Abgeordneteneides, zusammen mit seinen Abgeordnetenkollegen“. 1945 zog er nach München, wo er 1948 der Vorsitzende des neu gegründeten Ungarischen Kulturbundes (Magyar Kulturális Szövetség) wurde (German Foreign Policy).
Weil er 1947/48 von den ungarischen und rumänischen Behörden von Rumänien wegen Kriegsverbrechen gesucht wurde, suchte er Zuflucht in Spanien und starb 1953 in Madrid. (vgl Hungarian Spectrum, rumänisches Portal.)

Und von dort will die ungarische Regierung ihn jetzt zurückholen – der tote Pfeilkreuzler bekommt ein inoffizielles ungarisches Staatsbegräbnis in Rumänien, Rumänische Portale titeln bereits vom „ersten Wahlkampfskandal“:

Nyirős Wiederbestattung an Pfingsten 2012 in Odorheiu Secuiesc

Auf Betreiben der ungarischen Regierung soll Nyirő in Madrid exhumiert und an Pfingsten 2012 in  Odorheiu Secuiesc / Székelyudvarhely, seiner siebenbürgischen Heimat, wiederbestattet werden.

Zuerst soll der Sarg nach Budapest gebracht und dort am 23.Mai öffentlich aufgebahrt werden; von dort aus wird er am 24. Mai vom offiziellen Pilgerzug zur Marienwallfahrt in  Şumuleu Ciuc / Csíksomlyó gebracht, dem alljährlichen natio­na­lis­ti­schen Groß­er­eig­nis, wohin bis zu 500.000 Men­schen ins­be­son­dere aus Ungarn pil­gern und im Mantel einer katholischen Wallfahrt völkischen Großungarnphantasien frönen. Auf dieser Wall­fahrt ist regel­mäßig die rechtsextreme Árpáden-Fahne zu sehen, die zuletzt von den unga­ri­schen Pfeil­kreuz­lern adap­tiert worden war, und immer sind Fidesz-Politiker prä­sent. (Quelle; ein Video von 2011)

Der Sarg wird von einer Ehrenwache des Magyarország Köztársasági Őrezred nach Rumänien begleitet, der Einheit der ungarischen Polizei, die in Ungarn für den Personenschutz von Politikern und Diplomaten zuständig ist.

An mehreren Orten in Rumänien wird der Sarg mit einem Spalier von Husaren aufgebahrt, damit die ungarische Bevölkerung dem toten „Dichterfürsten“ (sic) Ehrenbezeigungen erweisen kann; die größte Veranstaltung wird auf der Marienwallfahrt mit Hunderttausenden von Teilnehmern stattfinden (vgl. Bild unten). Die Wiederbestattung erfolgt im katholischen Friedhof von Odorheiu Secuiesc. Im Friedhof von Almudena/Spanien wird Nyirő ein Gedenkort errichtet.  (Nyirő-Stiftung, szekelyhon.ro, hvg)

Hier die Ankündigung der Übertragung der Umbettung am Pfingstsonntag auf dem staatlichen Duna TV/Duna World: „Der Székler Apostel kehrt heim“. Aus dem  Eingangszitat wird deutlich, dass Nyirő sich im Exil wünschte, in „gesegneter Erde“ (Siebenbürgen als „áldott föld“,  in diesem Kontext völkische Blut und Boden-Ideologie, Grossungarn) bestattet zu werden.

Laut dem rumänischen Portal geschieht die Wiederbestattung auf Betreiben der „Ungarischen Siebenbürger Volkspartei“ (Magyar Polgári Párt)  (Fidesz-Ableger, vgl. Pester Lloyd); die Demokratische Partei der Ungarn in Rumänien, RMDSZ hat sich distanziert.

(Update: Hungarian Spectrum: The third “conservative” writer in the new Hungarian curriculum: József Nyirő, 13.5.2012)

Impressionen von der Marienwallfahrt 2010 (von hier, Teilnehmerbericht):

Hier soll Nyirő am Pfingstsonntag aufgebahrt werden:

45 Kommentare leave one →
  1. am deutschen Wesen möge die Welt genesen permalink
    14. Mai 2012 08:40

    MIT NEM BESZÉL AZ A NÉMET…

    Mit nem beszél az a német,
    Az istennyila ütné meg!
    Azt követeli a svábság:
    Fizessük az adósságát.

    Ha csináltad, fizesd is ki,
    Ha a nyelved öltöd is ki,
    Ha meggebedsz is beléje,
    Ebugatta himpellére!…

    Ha pediglen nem fizetünk,
    Aszondja, hogy jaj minekünk,
    Háborút küld a magyarra,
    Országunkat elfoglalja.

    Foglalod a kurvanyádat,
    De nem ám a mi hazánkat!…
    Hadat nekünk ok izennek,
    Kik egy nyúlra heten mennek.

    Lassan, német, húzd meg magad,
    Könnyen emberedre akadsz;
    Ha el nem férsz a borödbe’,
    Majd kihúzunk mi belole!

    Itt voltatok csókolózni,
    Mostan jöttök hadakozni?
    Jól van hát, jól van, jojetek,
    Majd elválik, ki bánja meg.

    Azt a jó tanácsot adom,
    Jojetek nagy falábakon,
    Hogy hosszúkat léphessetek,
    Mert megkergetünk bennetek.

    Fegyverre nem is méltatunk,
    Mint a kutyát, kibotozunk,
    Úgy kiverünk, jobban se’ kell,
    Még a pipánk sem alszik el!

    Pest, 1848. május

  2. Hunor permalink
    15. Mai 2012 01:20

    Es ist einfach wunderbar, dass nach den Jahrzehnten der roten Gehirnwäsche endlich diese Autoren ihre Würdigung finden!! Endlich ein Lichtstreif am Horizont!!

  3. Hunor permalink
    15. Mai 2012 14:14

    Na da ist doch wieder mal typisch für die Linkstrottel vom Dienst, die ihnen nicht passenden Kommentare zu löschen. Hier wird wieder mal eine Entwicklung zum Positiven in Ungarn von kranken Schreiberlingen in den Schmutz gezerrt. Wartet nur ab……

  4. Hunor permalink
    15. Mai 2012 14:20

    Schon etwas merkwürdig, das mit den Kommentaren. Gerade eben schrieb ich eine Kritik, weil mein Kommentar aus der Nacht nicht zu sehen war.. Und just als ich die Kritik abschickte, erschien die gestrige Kritik nun wieder (allerdings noch ohne Freischaltung..).
    Falls der „gestrige“ Kommentar doch erscheinen sollte, ist die heutige Kritik zu ignorieren..

    • pusztaranger permalink
      15. Mai 2012 15:11

      Die Kommentare werden hier nicht automatisch und nicht täglich freigeschaltet, und unzulässige Kommentare werden nicht gelöscht, sondern der Text mit relevanten Links überschrieben.
      „Wartet nur ab……“
      Wir warten seit Januar (siehe Hunors Kommentare hier), passiert ist nichts.

      • Hunor permalink
        15. Mai 2012 17:00

        Ja, stimmt..:-)) Ich warte auch schon lange, sogar schon lange vor dem Januar.. Kann ich denn dafür, die Ankündiger nicht liefern??:-)). Aber irgendwann wird es doch hoffentlich noch ins Rollen kommen.. Hoffe ich doch inständigst..

  5. Eötves Karoly permalink
    15. Mai 2012 16:57

    Die Bücher von Nyirö Jozsef gibt es antiquarisch in schönen Ausgaben aus der Vorkriegszeit, ohne dass ich sie gelesen habe. Sie sind mir nur aufgefallen, als ich mir . aus dem gleichen Verlag die Aron-Trilogie von Tamasi Aron gekauft habe. Die ist sehr gut geschrieben und unterhaltsam (und natürlich nationalistisch). Allerdings kann Nyirö Jozsef wohl nicht Abgeordneter der Pfeilkreuzler gewesen sein, denn Horthy hat in den „wiedergewonnenen“ Gebieten keine Parlamentswahlen abhalten lassen. Ob man als ungarischer Soldat (wenn Nyirö überhaupt „gedient“ hat) das Eiserne Kreuz bekommen konnte, weiß ich nicht. Aber das Eiserne Kreuz ist jedenfalls in Deutschland nichts „szegyellnivalo“. Die „hazateres“-Kirche der Reformierten Kirche in Budapest ist wirklich ein Panoptikum der wirren Jobbik-Ideologie mit den Büsten im Vorraum. Ganz anders daneben das Gebäude des katholischen Militärbischofs (Ungarn leistet sich daneben noch einen protestantischen Militärbischof und einen Militärrabbi ) !! Neben der Fahne des Vatikans die Fahnen Ungarns und der Europäischen Union !! Entsprechend sollte man die Wallfahrt in Csiksomlyo nicht nur im Sinne des Artikels auffassen. Es kann nur von Vorteil sein, wenn die katholische Kirche die Arpaden-Fahne, die offensichtlich auch bei ihren Gläubigen Anklang findet, in ihre Riten integriert, wie sie es schon mit vielen Volksbräuchen getan hat (die Segnung von rovasiras-Tafeln geht mir dann aber zu weit; das Gekritzele stammt doch wohl aus einem Indianerfilm, oder ?). Man kann die ungarische Geschichte ja schlecht auf die paar Monate unter den Pfeilkreuzlern reduzieren, von denen die Mehrheit der Ungarn im Zweifel gar nichts weiß (eindeutiger ist da sicher die Bedeutung des roten Sternes, der in Ungarn lt. Urteil des Menschengerichtshofes nicht verboten werden darf). Bei der Gelegenheit würde mich interessieren, ob die Norweger in der Schule Knut Hamsun lesen müssen ?

  6. galut permalink
    15. Mai 2012 19:42

    Wie so oft, schiesst Pusztaranger auch jetzt zwar in die richtige Richtung, aber vorschnell und mit falschen Waffen. Ja, als Kenner der Werke aller drei Schriftsteller sage ich: Szabó und Wass waren Antisemiten, Nationalisten und völkische Dichter. Nyirö würde ich nicht unbedingt als Antisemiten ansehen, wohl aber als einen völkischen Schriftsteller.
    Ja, Wass wie Nyirö sind von rumänischen Volksgerichtshöfen als „Kriegsverbrecher“ verurteilt worden. Aber wann? Nach 1945, als man in Rumänien daranging, a) die vormals herrschende Klasse der Adligen einzuschüchtern (Wass entstammte einem alten Adelsgeschlecht) und b) als man auch den Ungarn wieder zeigen wollte, dass Nordsiebenbürgen jetzt wieder zu Rumänien gehört (und nicht mehr wie zw. 1940-44 zu Ungarn). Aus dem Grund brauchte man paar Exempel – und statuierte sie, indem man sich u.a. diese beiden Namen und Personen herausgriff. So einfach wie Pusztaranger es sich macht, sind diese Fälle also mitnichten…. Differenzieren müsste man…
    Nyirö wollte in Sbb. begraben sein und hat Siebenbürgen als „áldott föld“ bezeichnet? ja und? Warum müssen Sie, Pusztaranger, gleich wieder übertreiben und behaupten: „in diesem Kontext völkische Blut und Boden-Ideologie, Grossungarn“? Warum können Sie es sich nicht vorstellen, dass vor 70 Jahren es Leute gab, die ihre Heimat geliebt haben und gerne dort bestattet werden wollten? Was hat denn wirklich dieser an sich unschuldige Wunsch mit Gross-Ungarn zu tun? Nyirö (dessen Werke ich übrigens genauso wenig leiden kann wie die von Wass) ist nun einmal um 1890 herum geboren worden und ist in einem ganz anderen Wertesystem aufgewachsen als wir. Ihm lag etwas daran, dort begraben zu werden, wo auch seine Vorfahren liegen. Warum muss auch dieser Wunsch gleich durchideologisiert werden mit Blut und Boden etc.? Kann man, sollte man nicht etwas nuancierter argumentieren, um glaubwürdig zu sein, Pusztaranger?

    • pusztaranger permalink
      18. Mai 2012 13:47

      Lesetips:
      Népszava: Szálasi követőjével kampányol Kövér
      Pester Lloyd: Streit um Umbettung von „Nationalschriftsteller“
      punto.ro: Rumänischer Außenminister Marga bestellt ungarischen Botschafter ein

      „Ihm lag etwas daran, dort begraben zu werden, wo auch seine Vorfahren liegen.“
      Seine Vorfahren dürften in seinem Geburtsort Jimbor liegen und nicht in Odorheiu Secuiesc.
      „Warum muss auch dieser Wunsch gleich durchideologisiert werden mit Blut und Boden etc.?“
      Das tun Kövér bzw. die ungarische Regierung jetzt für ihn. Durch die als mediales Ereignis inszenierte und sakralisierte Umbettung soll die „heilige Erde“ der „spirituellen Heimat“ Siebenbürgen mit einem prominenten „geistigen Vorfahren“ angereichert werden. Das Ganze finanziert aus ungarischen Steuergeldern, und im Wahlkampf zu den rumänischen Kommunalwahlen am 10. Juni, siehe ausführlich bei Népszava.
      Zu „Blut und Boden“ vgl. Post vom August 2011: Brot, Blut und Boden – sakrale Folklore zum Nationalfeiertag

      Und noch ein Fundstück:

      „Das jährlich stattfindende Weimarer Dichtertreffen, ab 1940 „Europäisches Dichtertreffen“, war die wichtigste literarische Veranstaltung in der Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich. Gastgeber war das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (…) Teilnehmer waren „die wichtigsten deutschen Schriftsteller der Zeit“ (gemeint: die in Nazi-Deutschland geblieben und gelitten waren) sowie ausländische Dichter.“ Der ungarische Teilnehmer 1941: József Nyírő. (wiki)

    • Hunor permalink
      18. Mai 2012 15:10

      Vollkommen richtig argumentiert! Wenn auch Pusztaranger ziemlich gründlich zu recherchieren pflegt, ist ihm eine gewisse Linkslastigkeit nicht abzusprechen. Alles, was links und jüdisch ist, findet seine Zustimmung. Alles, was national (nicht nationalistisch!), wertekonservativ und antisemitisch ist, bringt ihn auf die Palme. Dabei ist es vollkommen richtig und lange überfällig, dass nur eine Rückbesinnung auf alte Werte Ungarn aus dem Staub erheben kann.

      • Széchenyi Antal permalink
        30. Mai 2012 21:24

        Die dem Pustaranger zugeschriebene „Linkslastigkeit“ wird – sofern sie überhaupt zutrifft – von ihrer Rechtslastigkeit bei weitem übertroffen. Es gibt eben auch Rechtstrottel vom Dienst, um in ihrem Jargon zu antworten.

  7. galut permalink
    18. Mai 2012 14:10

    „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer“. Hiess es früher. Heute gilt anscheinend nicht einmal mehr, dass ein toter Ungar ein guter Ungar sei… :-(( Dass Nyirö völkisch-nationalistisch, Szálasi-Anhänger etc. war, hab ich ja schon geschrieben. Jetzt wird er umgebettet und einige machen damit Wahlkampf. So weit – so schändlich. Ihm noch eins draufzuhauen – ist weder mutig, noch intellektuell herausfordernd. Für mich zumindest.

  8. Karl Pfeifer permalink
    18. Mai 2012 19:56

    Ich habe heute die Protokolle des Szálasi Parlaments (Törvényhozók Nemzeti Szövetsége Sopronban tartott üléseinek jegyzőkönyve, 1944. I. kötet • 1944. december 1. – 1945. március 16.) durchgelesen. Nyirö hat sich noch im Jänner 1945 mehrmals zu Wort gemeldet und sich als Propagandist für das Szálasi Regime zur Verfügung gestellt.
    http://www3.arcanum.hu/onap/a101223.htm?v=pdf&a=pdfdata&id=KN-1944_1_TNSZ&pg=0&l=hun
    Wenn also Fidesz – nur um Wahlkampagne für ihre rumänische Schwesterpartei zu machen, diesen Pfeilkreuzlerpropagandisten mit allen Ehren und auf Staatskosten in einem fremden Land begraben läßt, so erfüllt sie damit die Forderung der Neo-Pfeilkreuzler.
    Tatsächlich war Nyirö nicht Mitglied der Pfeilkreuzlerpartei, machte aber für deren verbrecherisches Regime Propaganda.

    • Eötvös Karoly permalink
      18. Mai 2012 21:58

      Es spricht vieles für die Berechtigung der Empörung über ein „Staatsbegräbnis“ für einen Autor der – anders als andere fajvédők – den Absprung nicht geschaft hat. Wenn es allerdings darum geht, der Sache Einhalt zu gebieten, muss man die Kritik darauf richten und nicht vortragen, dass (1) die Beerdigung in einem „fremden Land“ geplant sei und (2) die Regierung sowie die „Schwesterpartei“ damit ein faschistisches Programm umsetze. Wer Konsens möchte, verbaut dem Gegenüber nicht den Weg. Hierzu:

      http://www.es.hu/kurt_volker;tisztelt_szerkesztoseg;2012-05-16.html

  9. galut permalink
    19. Mai 2012 05:53

    Recht haben Sie, Herr Pfeifer.und ich denke, bei all der Parteinahme Nyirös fürs Pfeilkreuzlerregime spielt es keine Rolle mehr ob er Parteimitglied war oder nicht. Alleine die Parteinahme diskreditiert ihn – mehr noch als es seine drittklassigen Romane tun. Dies heisst aber nicht, dass man sofort all seine Äußerungen übertrieben ideologisch deuten muss. Daher mein Einwand und meine Mahnung zu mehr Differenzierung, wenn es darum geht, Nyirös Wunsch, in der „gesegneter Erde“ Siebenbürgen bestattet zu werden, nicht sogleich als eine „Gross-Ungarn-Sehnsucht“ zu sehen…

  10. Karl Pfeifer permalink
    19. Mai 2012 11:59

    Galut, Nyirö wird nicht auf einem Friedhof seines Geburtsortes, sondern in einer Ortschaft begraben, wo Wahlen anstehen. Und dieser Ort befindet sich in Rumänien. HIer wird bewußt provoziert in der Hoffnung die Fidesz freundlich gesinnte Partei damit zu stützen.
    Gegen die Überführung von Spanien nach Rumänien gibt es kein Einwand. Nur dagegen, dass der ungarische Staat diese finanziert und Nyirö eine Ehre zukommen läßt, die er nicht verdient.
    Während die erste Regierung Orbán (1998-2002) sich bemühte mit den Nachbarstaaten ein gutes Verhältnis zu pflegen, scheint es so, als ob sie ihre Politik ändern würden.
    Es gibt dafür mehrere Zeichen.

  11. galut permalink
    19. Mai 2012 19:39

    „Gegen die Überführung von Spanien nach Rumänien gibt es kein Einwand. Nur dagegen, dass der ungarische Staat diese finanziert“

    Tja, es ist ja nun einmal unwahrscheinlich, dass der rumänische Staat bereit (gewesen) wäre, für die Kosten aufzukommen. Es handelt sich ja nicht um einen Legionär, wie jenen, der vor einigen Jahren nach Bukarest überführt wurde…. Und auch nicht um Antonescu, nach dem Strassen benannt sind…

  12. Karl Pfeifer permalink
    20. Mai 2012 05:56

    Galut, Sie meinen also, wenn in Rumänien was falsch gemacht wird, wenn dort Faschisten laut werden können, dann solle man doch Verständnis haben, wenn das auch in Ungarn geschieht.
    Vor vielen Jahren ging ich in ein Wiener Bezirksgericht und erlebte einen rückfälligen Taschendieb, der sich über das Urteil des Einzelrichters beschwerte: „Herr Rat, wieso strofnS mi so streng, de Großkopferten die Millionen stöhlen werden nicht bestraft“. Sie wollen also diese Logik auf Ungarn angewendet haben.
    Da Sie Ungarisch können rate ich Ihnen doch diesen Erlebnisbericht, der in der europäischen Kulturhauptstadt Maribor erschienen ist zu lesen, um zu erfahren was alles heute in diesem schönen Nachbarland möglich ist. Und bitte erklären Sie uns dann nicht, dass, ein fanatischer Islamist in Toulouse jüdische Kinder ermordet hat und dass es doch in Ungarn noch zivilisiert zugeht.

    http://www.zivljenjenadotik.si/prispevki/prispevek/article/szolanc/

  13. galut permalink
    20. Mai 2012 08:53

    @ Pfeifer: wo Antisemitismus ist, da ist Antisemitismus. Da gibt es nichts dran zu deuten.
    Das geschilderte Erlebnis ist natürlich furchtbar, beim Lesen wünschte ich mir, dabei gewesen zu sein und ein Messer gehabt zu haben.
    Was mir aber in diesem Blog generell gegen den Strich geht, ist dennoch die fehlende Nuancierung, das Schulmeisterliche und die Einseitigkeit des Blogs.

    • pusztaranger permalink
      20. Mai 2012 11:55

      Hier als Diskussionsgrundlage das Zitat im Zusammenhang, aus Zeitgründen später mehr dazu.

      „Tégy velem, amit jónak látsz, de áldd meg ezeket a magyarokat és minden magyarokat, fizess nekik bőségesen, mindig rajtuk és sorsukon legyen a szemed, vezesd vissza újra szép Magyarországba, az örömnek és békességnek elveszett világába s mondd meg a búzának, hogy kétszeresre nőjön számukra, tanítsd meg a madarat nekik dalolni, törüld le a pusztulás, szenvedés és halál ítéletét a homlokukról, ne engedj egyet is elveszni közülük, aranyként csengjen a drága anyanyelv ajkukon, virágozzanak ki nagy magyar erények, és erdők fái, szünjön meg minden igaztalanság és áldás fakadjon számunkra minden elejtett vércseppből és verejtékből.
      Értük legyen minden gyötrődésem, és elviselni négy embernek is sok szenvedésem… Ha testemet nem is, de legalább lelkemet vidd haza a házsongárdi vagy az udvarhelyi temetőbe, vagy terítsd le az áldott földön, hogy attól is nőjön a fű, szebbüljön a világ…“

    • Karl Pfeifer permalink
      20. Mai 2012 17:36

      Galut, was Sie beanstanden, sollten Sie konkret belegen. Ich poste auch auf einem anderen Blog und erfahre dort fast täglich, was Sie hier beanstanden.
      Dank darf man für kritische Zuschriften nicht erwarten

  14. galut permalink
    20. Mai 2012 19:34

    Pusztaranger,

    es ehrt Sie, dass Sie das Zitat hier bringen und vielen Dank dafür!
    Nun, analysieren wir es: in der Tat spricht er am Anfang davon, dass irgendwer (Gott vielleicht?) die Ungarn segnen und sie nach Ungarn zurückbringen soll. Dies kann wie eine revisionistische Aussage gelesen werden, wenngleich auch die Annahme plausibel erscheint, dass hier ein Emigrant die Rückkehr aller ungarischen Emigranten nach Ungarn sich wünscht. Des weiteren betet Nyirö beinahe um alles möglich Gute für die Ungarn, um die Abwendung von Leid und Blutvergießen usw. Das Zitat schließt mit: „Wenn auch nicht meinen Körper selbst, so bring doch wenigstens meine Seele auf den Friedhof Házsongárd [= Klausenburg, galut] oder Udvarhely oder strecke sie auf der gesegneten Erde hin, damit das Gras noch besser wachse, die Welt noch schöner werde…“
    In meinem Posting (dem ersten) habe ich Pusztarangers Einordnung dieses Wunsches als „völkische Blut und Boden Ideologie, Gross-Ungarn“ kritisiert – ohne das Zitat zu kennen. Und es tut mir Leid, aber ich kann hier immer noch nicht erkennen, dass Pusztarangers Einordnung zutrifft. Ich sehe hier lediglich ein poetisches Gebet, vll. sogar Testament, eines Dichters, von jemandem, der wohl zuerst als Priester, dann als Bauer, dann als Journalist, Dichter und Politiker wohl stets auf der Suche nach irgendetwas war: ob es Liebe, die Heimat etc. war, weiss ich nicht. Das Ende seines Lebens verbrachte er etwa 3000 km weg von seiner Heimat – den Szeklern, welchen sein Lebenswerk galt (mag dieses aus heutiger literaturkritischer Sicht und völlig zutreffend drittklassige, völkische Heimatliteratur sein). Und nun äußert jemand, der offensichtlich in der (Herrn Pfeifer bestimmt bekannten) romantisch-nationalistischen Atmosphäre des 19. Jahrhunderts aufgewachsen, danach den Großteil seines Lebens in der Minderheit verbrachte, im Krieg daher offensichtlich auf der falschen Seite stand (aber wie leicht lässt sich das heute, und ohne Empathie für die damaligen Nöte und Sehnsücht der sbb. Minderheitenungarn sagen!) und daher fliehen musste, so jemand äußert also (wohl ziemlich krank) seinen Wunsch, die Ungarn (wie gesagt: es können auch die Emigranten gemeint sein) mögen nach Ungarn zurückkehren und für sich wünscht er noch, er möge in Klausenburg (wo er jahrelang Journalist war) oder in Udvarhely (wo seiner Familie, meine ich, eine Villa gehörte) begraben sein.

    Mit Verlaub, warum muss ein solcher Wunsch gleich als „völkische Blut und Boden – Ideologie“ abgetan werden? Ist es nicht menschenverachtend, ohne den seelischen Schmerz und die Pein, die Nyirös Lebensweg säumte und die er in der Emigration als Heimatverlust durchmachte, völlig unerwähnt zu lassen und einen Menschen (mag er als Schriftsteller noch so wenig zu taugen) so abzukanzeln?

    Das ist es, Herr Pfeifer, was ist weiter oben mit dem Schulmeisterlichen und Undifferenzierten dieser Beiträge von Pusztaranger gemeint habe. Er hat oft recht, weil und indem er wichtige Themen aufgreift, Themen, die, Herr Pfeifer, bei HV, nicht vorkommen: etwa dieses unsägliche antisemitische Geschehen in Eger. Für das Aufgreifen solcher Themen gilt Pustaranger meine Aufmerksamkeit, meine Anerkennung und mein Dank. Doch kritisiere ich ihn, wenn und weil er zu oft zu sehr pauschal in Grund und Bogen urteilt. Hier verweise ich erneut auf diesen aktuellen Artikel, in dem es auch um Wass geht: ein antisemitischer, völkischer, neoromantischer Schriftsteller, dessen Romane eine Schande für die ungarische Literatur sind. Das muss so gesagt werden. Genauso muss aber gesagt werden, dass Wass‘ Verurteilung als Kriegsverbrecher durch ein rumänisches Gericht als Farce und Schauprozess zu werten ist. Nun hat Pusztaranger zwar auf diese Verurteilung hingewiesen, aber eine differenzierte und nuancierte Darstellung hätte diese Fragwürdigkeit des Urteils zumindest hinzugefügt. Nicht aber Pusztaranger.

    Und deshalb kritisere ich seine Einseitigkeit.

    • Eötvös Karoly permalink
      20. Mai 2012 22:02

      Wenn ich das Zitat sehe, dann sind das ja alles fromme Wünsche, daran gibt es nichts auszusetzen. Die Frage ist doch aber, ob es in der Schule unterrichtet werden soll. Da es nicht einzigartig ist ( man lese nur: „Isten, áldd meg a magyart. Jó kedvvel, bőséggel, Nyújts feléje védő kart, Ha küzd ellenséggel; Balsors akit régen tép, Hozz rá víg esztendőt, Megbűnhődte már e nép A múltat s jövendőt!) muss man kein Kind damit traktieren, weil das Pathos nicht mehr aktuell ist.
      Es ist ein bisschen so wie mit einem Denkmal für die Kaiserin Elisabeth. Man hat diese Denkmale nach der politischen Wende wieder errichtet, weil sie das Bild einer Innenstadt prägten und sozusagen im Stadtbild fehlten und nicht aus einer Sehnsucht nach der Monarchie. Die erwähnten Schriftsteller hingegen ähneln den unter der ersten Orban-Regierung in jedem Dorf errichteten Stephansbüsten. Sie haben niemandem gefehlt und werden jetzt ohne Not den Lehrern/Schülern aufgezwungen. Es ist auch eine Frage des Geschmacks und darüber lässt sich (nicht) streiten. Interessant wäre aber zu erfahren, wie eine solche Entscheidung gefällt wird.

    • pusztaranger permalink
      21. Mai 2012 07:48

      „Und deshalb kritisere ich seine Einseitigkeit.“
      Ist Ihnen unbenommen, ich erhebe keinen Anspruch auf „Ausgewogenheit“.

      „Mit Verlaub, warum muss ein solcher Wunsch gleich als “völkische Blut und Boden – Ideologie” abgetan werden?“

      „Blut und Boden“ ist hier zu verstehen als die imaginierte Einheit einer als Abstammungsgemeinschaft definierten „Nation“ mit einem bestimmten Territorium („wo die Ahnen begraben liegen, wo der Boden vom Blut der Ahnen getränkt ist“ etc.), bzw. der sakralen Überhöhung eines bestimmten Territoriums als „spirituelle, geistige Heimat“ der als Abstammungsgesellschaft verstandenen „Nation“.
      Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Kommentare, sonst hätte ich folgenden Nyirő-Text wohl nicht gefunden, seine Einführung zum Propagandafilm „Nach Osten“ (youtube) über den ungarischen Einmarsch in Siebenbürgen 1940, aus dem hervorgeht, dass er definitiv so einzuordnen ist. Hitler, Mussolini und Horthy werden auch erwähnt: „unsere großen Freunde“, die den Einmarsch möglich gemacht haben, „sollen gesegnet sein“. Das Zitat ist lang, aber ich wollte die Seite nicht verlinken. Hervorhebungen von mir.

      Wirklich interessant wird dann, was die Veranstalter und die ungarische Berichterstattung im Hinblick auf die heutige Politik aus dieser Umbettung machen.

      „Köszöntő
      Irta és a Kelet felé című film díszelőadásán elmondta: Nyirő József. E díszelőadás alábbi szövege az Új Időkben is megjelent 1940-ben.

      Erdély fia Erdély nevében köszöni ezt az ünnepi alkalmat, amellyel Észak-Erdély és a Székelyföld hazatérésének történeti pillanatát és megváltoztathatatlan valóságát, a halálra ítélt és az erőszak durvaságával, a gyűlölet vakságával megcsonkított drága; haza közel huszonkét évig a szent meggyőződés biztonságával várt elvehetetlen és örök jognak beteljesülését ünnepli.

      Bizony mondom, örömükben-magasabbra nőttek a Keleti Kárpátok, mintha nagy fogadalmukat teljesítenék, hogy soha többé erre a földre ellenséget be nem eresztenek, füvek, fák addig nem akartak meghalni, amíg a felszabadulás drága boldogságát meg nem érik, madaraink minden percben eltűntek a magasságokban, hogy kitudják: mit akar velünk az Isten és hogy lássák: jöttök-e már, testvéreink.

      Két évtizeden át a földre szorított fülekkel vigyáztuk lépteitek dobbanását, az édesanya a folytonos veszedelmek közt magasba tartotta kicsinyét, hogy azzal is késleltesse a reá váró szenvedést és meggyalázó sorsot, s a haldoklónak csak azért volt nehéz meghalni, mert még egyszer, utoljára nem nézhetett a szemetek közé. Meghaltak, mert el kellett menniük, eltemettük őket, mert el kellett temetnünk; de csak akkor nyugodtak meg, mikor végre sírjuk fölött felhangzott a megváltás, a megszabadulás diadalujjongása. a történelmi igazságszolgáltatás útjába emelt erőd vonalak semmivé váltak, a kettőbe vágott magyar test oszthatatlanul és örökre újra eggyé forrott és ti végre, végre mégis eljöttetek.

      Tudtuk, hogy ennek így kell történnie és az első napokban mégsem akartunk hinni szemeinknek, füleinknek, önmagunkat és egymást kérdeztük: — Nem álom játszik-e velünk?

      … Valóság-e, hogy magyar honvédek állanak Kolozsvár főterén, Várad, Szatmár, Marosvásárhely, Székelyudvarhely, Csík¬szereda, Sepsiszentgyörgy, Kézdivásárhely piacán, piros-fehér-zöld zászlók erdeje leng fölöttük és mi ujjongva, kacagva, sírva virágot szórunk rájuk, szédülten, boldogan csókoljuk őket. Igaz-e, hogy többé nem kell rettegve markunk mögé rejtegetni a ma¬gyar szót, a dalt, az imádságot, a magyar köntöst, ismét kinyithatjuk ablakunkat, nem kell félnünk az éjszaka néma tragédiáitól, megvert fejünket újra fölemelhetjük, meggyalázott lelkünknek szárnyait kibonthatjuk, a huszonkét évig szakadatlanul tartó véres vesszőfutás véget ért, gyermekeink jövőtlensége megszűnt, a folytonos kiszolgáltatottság és tehetetlenség nehéz vasa lepattant életünkről, nem kell minden pillanatban készen lennünk, méltatlan és szinte hihetetlen kínzásokra, börtönökre, és holt-testünk nem hányódik rendőrségek nyirkos pincéiben, a hazugságok, hamisítások, kényszervetések, álnokságok, az engesztelhetetlen és állandóan ártatlan áldozatokra szomjazó gyűlölet rettentő árnyai eltűntek fejünk fölül, s mi újra, ismét, emberré, szabad magyarokká lehettünk.

      Alig van nép, amely történelme folyamán többet szenvedett volna, mint Erdély kétmillió magyarja, de alig van nép, amely méltóbb lett volna a szenvedésnek erre a kegyelmére. Mert valóban kegyelem, belső áldás, krisztusi kitüntetés és megtartó erőforrás, magyarságunk megőrzésének, képességeink kiteljesülésének titka és emberi naggyá levésünknek záloga volt a mi szenvedésünk és a reánk mért sors. Akármilyen ellentmondásnak is hallszik első tekintetre, a reánk mért életsorsnak köszönhetjük, hogy a mai erdélyi magyarság nemcsak megmaradt a kietlen körülmények és üldöztetések közepette, hanem szélesebb látókörűvé, ellenállóbbá, értékesebbé, magyarabbá és emberibbé vált általa.

      Az örök törvény érvényesült a mi esetünkben is: minden politika, pusztulásunkra szánt minden démoni találékonyság, a legsúlyosabb kisebbségi sors ellenére is magyarnak kellett maradnia Erdélynek, mert egész életünkkel, minden pillanatunkkal, sokszoros szenvedésünkkel fizettünk érte és amit el akartak venni tőlünk, ezt a földet, a magunk oda-áldozásával tettük magunkévá. Az elvett barázdák helyett mélyebbre nyomtuk az ekét a földbe, a kiszolgáltatott és kiürített otthonunkat hitünkkel, álmunkkal, a családi élet melegével, lelkünk illatával tettük bensőségesebbé és addig ástunk és olyan mélyre ástunk megkínzott szívünkben, míg az élet drága forrásai a magunk és gyermekeink részére ismét felfakadnak. Ha mindenünket el is vették, azt nem lehetett elvenni tőlünk, hogy tíz ujjúnkat kétségbeesett ragaszkodással ne vájjuk az anyaföldbe, hogy meg ne öleljük a fánk törzsét és ne beszélgessünk a mi madarunkkal, ne értsük a fűszál titkos intését, ne érezzük a virágunk vigasztalását, belhunyt szemünk mögött ne lássuk az ezeréves múltat, annak megtartó, igaz értékeit, erőt ne merítsünk belőlük, hogy a kalotaszegi, vagy székely lány ne álmodja rá ruhájára művészi lelkének ősi díszeit és ki ne törjön belőle a magyar dal, a mese, a vers, a szín, a formák mennyországa, hogy a csecsemő a bölcsőjében ne az eget nézze és ne a jövendőt tanulja megismerni, hogy a munka közben pihenni ledőlt férfi ne hallgassa szabadon Erdély földjének szíve dobbanását, a belőle feláradó mély titkokat és el ne töltsék annak drága erői.

      Ilyen csodálatos kinyilatkoztatásoknak köszönhetjük, hogy amikor végre eljöttetek, testvéreink., magyarnak és ilyen magyarnak találtatok minket.

      Hogy pedig ilyennek maradhattunk, az nem a mi érdemünk, hanem az erdélyi léleké, amely a maga láthatatlanságában és megfoghatatlanságában isteni ráhatással működött bennünk. Ez tette, hogy ha sohase láttuk is egymást, az első találkozásnál, vagy a távolból is egymásra találjunk és eggyé kapcsolódjunk. Ez tette közössé a bárhol elhangzott jajt, vagy ritka örömöt, osztott meg mindenkivel minden magyar szemből kihulló könnycseppet, gyászt, ha valaki elment közülünk, boldogságot, ha valamelyik házban gyermek született, mert egy magyarral ismét többen és erősebbek lettünk. Ez emelte mindenikünk szent kötelességévé az erdélyi magyarság ügyének odaadó és alázatos szolgálatát azon a transzcendens magaslaton, amelyre a közös sors hordozása képesített. Csak így történhetett meg, hogy az eldugott falucskák egyszerű kisembere is kenyere felét odaadta templomra, iskolára és ezzel többet adott bárkinél. Nem az élen állóknak, nem a piacon hirdetőknek; nekik, a névtelen kisembereknek köszönhető, hogy Erdély fennmaradt.

      Ez az erdélyi szellem olyan, mint Mikes Kelemen Zágon felé mutató csillaga, Erdélynek a történelem folyamán soha ki nemi alvó lelkiismerete az égen, az örök jós és jó tanácsadó, mely életünk minden fordulatában századokon át megmutatta a helyes és követendő utat, Zágon csillaga ma is határjelző csillag. Éppen csak hogy haza került. Arcának fénylő fele felénk mutat, hazatért magyarok felé, a szomorú fele azonban azok sorsát vigyázza, akik miatt nem lehet teljes örömünk, akik most a legnagyobb áldozatot hozzák, mit valaha ember hozott nemzetéért és szülőhazájáért. Aggódó remegéssel és a hősök hőseinek kijáró tisztelettel minden magyar rájuk és mindenki meg van győződve arról, hogy áldozathozataluk történelmi gyümölcse előbb-utóbb beérik; — de fel villant-e már mindenkiben a felismerés, hogy, az ő nehéz sorsuk nemcsak önmagukért, hanem értünk is vagyon? Látjuk-e mindannyian, hogy bennük és általuk Erdély egyik fele most váltja meg a másikat? Felismertük-e múltunk és az ő sorsuk tanulságait? Halljuk-e mindannyian figyelmeztető jeladásukat, átsikoltásukat a határon, hogy: „Magyarok, hej magyarok, ha értünk valamit tenni akartok, jól vigyázzatok, hogy az öröm első kábulata után mit cselekedtek! Jól megválasszátok a szót és az embert. Jaj, ne tépjétek és ne szaggassátok egymást, ne essetek vissza az élet vak kicsinyességei közé és történelemlátó szemeteket be ne hunyjátok pillanatra se, mert ne feledjétek, hogy örök jogaink részbeni diadalának napjaival Erdély sorsa még nincsen megoldva! Áldottak legyenek, kik ezt tették értünk: Főméltóságú Kormányzó urunk, nagy barátaink Hitler, Mussolini, az ország élén állók, dicső hadseregünk és a szilárd hit, amely most szó szoros értelmében a hegyeket áthelyezte, az egész magyar nemzet, amelynek elvitathatatlan joga annyi kilátástalanság után végre megkapta igazát. Áldottak legyenek, de ne feledje senki közülük hogy a megtartó munka felelősségteljes kötelesség ezután következik. Ennek a munkának, azonban Erdély további, történelmi sorsával is kell számolni és a történelem nem vár. Ne feledje senki közülük, hogy az Erdély közepén húzódó vonalon ma még öröm jajjal találkozik és körülöttünk a nemzete szörnyű birkózása, küzdelme zajlik, a világ és a népek új jövendőjéért.

      És most félreállok a film útjából. Jöjjön a történelmi pillanat. Magyarország történelmének egyik legdicsőségesebb eseménye: a magyar igazság vér¬telen győzedelme. Nézzétek, hogyan ujjongtak fel huszonkét évig elnyomott milliók.

      Lássátok és aztán összefogott kézzel fohászkod¬jatok: — Ne add, Isten, hogy ez a fenséges öröm megérdemelt boldogság, a minden arcról kiáltó hit és bizalom, reménység, új életre támadás, nagy fel¬lélegzésünk valaha lehervadjon, a csalódás keserűségébe fulladjon; hanem legyen minden magyar számára ma és mindenkoron a honszerző és megtart erő kiapadhatatlan forrása, menedéke és biztonsága!“

  15. galut permalink
    21. Mai 2012 12:47

    Pusztaranger,

    vielen Dank für das Eingeständnis, ganz bewusst auf Ausgewogenheit zu verzichten. Habe ich bislang nicht gewusst. Das heisst also, Sie wollen nicht objektiv und gerecht berichten, nur nach Ihrem Gutdünken und Ihrer persönlichen ideologischen Einstellung. gut dass wir das geklärt haben, denn damit werden Sie noch unglaubwürdiger. Am besten Sie schreiben gleich in Ihr Logo: „Dieser Blog ist bewusst einseitig gehalten und der Autor hält nichts von Ausgewogenheit“

    Nun zum Nyirö-Zitat: Sie rennen offene Türen ein. Dass Nyirö völkisch war, weiss man seit ungefähr 70 Jahren. Dass er – wie etwa 95% der sbb. Ungarn 1940, kurz nach dem Zweiten Wiener Sxhiedsspruch, sich positiv über Hitler, Mussolini etc. geäußert hat, ist auch olle Kamelle. Reden Sie sich doch die Reden des ung. Minderheitenpolitikers György Bethlen etc. vom 15. September 1940 auf dem Marktplatz von Klausenburg durch! Lesen Sie die lokale ungarische Presse aus den ersten Septembertagen 1940 durch: überall wurde Hitler und Mussolini gedankt! Horribile dictu: selbst Strassen und Plätze wurden in Klausenburg, Großwardein etc. nach diesen Personen benannt. So what? Man war diesen Menschen eben wegen ihrer Unterstützung Ungarns in der Siebenbürgenfrage dankbar! Diese Dankbarkeit betraf die Außenpolitik Italiens und Deutschlands – sie ist aber nicht automatisch mit der Unterstützung der faschistischen Ideologie gleichzusetzen.

    Völkisches Gedankengut – autochtoner Herkunft oder westeuropäischer Imitation- finden Sie in den 1930er und 1940er Jahren im damaligen Europa so gut wie in jedem Land: bei den Rumänen, den Ungarn, den Slowaken, den Polen usw. Dieses Gedankengut ist aus heutiger Sicht zu verurteilen und sehr viele weitsichtige Menschen haben es auch damals schon verurteilt. Aber die heutigen Verurteiler tun dies aus der Rückschau und mit dem Wissen der Nachgeborenen.

    Zurück zum Nyirözitat betreffend seine Beerdigung: stimmen Sie meiner Interpretation und der von Eotvös Károly zu, wonach am Zitat nichts auszusetzen ist?

    Zurück zum zweiten Nyirözitat: Was haben Sie daran auszusetzen? Ja, es ist ein pathetischer Text mit dem Schwülst der damaligen Jahre. Er betont aus damaliger ungarischer Sicht, dass Sbb. Ungarisch war und bleiben wird. Klar: auch hier sehen wir das heute anders und klarer. Aber damals war Trianon gerade mal 20 Jahre und der II. Wiener Schiedsspruch vll. 2 Monate her. D.h. man sah, man erlebte und wusste, dass Grenzen von der Willkür der Großmächte abhängen und veränderlich sind. Klar: Nyirös Text ist pathetisch-nationalistisch-völkisch. Aber damals war man als Mitglied eines kleinen Volkes eben auf der Höhe der Zeit, wenn man so dachte und schrieb, denn all dies zeichnete die scheinbar (aber nicht anscheinend!) erfolgreichen Deutschen aus. Also schwamm man auf dieser Welle mit.

    Pusztaranger: ich weiss, denn Sie haben es selbst geschrieben: Sie wollen nicht gerecht und ausgewogen sein. Offensichtlich treibt Sie irgendein Ärger um, eine frühere Beleidigung oder was auch immer. Ich finde dies schade, denn damit machen Sie nichts anderes als Propaganda. Sie könnten die so notwendige Aufklärung der deutschen Öffentlichkeit wertvoll vorantreiben, denn die Chance und das Potential dazu hätten Sie. Da Sie sich weigern, Objektivität anzustreben, ist Ihr Blog eine vergebene Chance.

    • pusztaranger permalink
      21. Mai 2012 12:59

      „vielen Dank für das Eingeständnis, ganz bewusst auf Ausgewogenheit zu verzichten. Habe ich bislang nicht gewusst.“

      „Ausgewogenheit“ in Anführungszeichen ist eine Anspielung auf die „ausgewogene Berichterstattung“ im Sinn des ungarischen Mediengesetzes und der Praktiken des ungarischen Medienrates (z.B. hier). Ansonsten schauen Sie mal hier (Link bei „About„):

      „tagesschau.de: Warum betreiben Sie diese Internetseite, Ihren Blog? Warum in deutscher Sprache? Was möchten Sie bewegen, erreichen?
      Pusztaranger: Ich will Informationslücken füllen, deutschsprachig über die Situation und die Entwicklungen in Ungarn informieren, die meiner Meinung nach in den deutschsprachigen Medien zu kurz kommen – inklusive des Antisemitismus und Antiziganismus, der von regierungsnaher Seite gerne beschönigt oder ausschließlich Jobbik zugeschrieben wird. Dabei habe ich nicht den Anspruch, das „objektiv“ und „ausgewogen“ zu tun: Wenn mir etwas als wichtig auffällt, mache ich etwas dazu.“

      Ansonsten danke für das Gespräch.

    • Karl Pfeifer permalink
      21. Mai 2012 14:39

      Galut ich habe auf einer anderen deutschsprachigen Website dokumentiert, dass Nyirö noch im Januar 1945 Propaganda für das Szálasi Regime gemacht hat. Weiters habe ich dokumentiert, dass er und György Bözödi die einzigen Schriftsteller bzw. Wissenschaftler waren, die in Transylvanien aktiv gegen Juden etwas taten.
      Kann man denn die Ehrung für diesen laut Fachleuten sehr mittelmässigen Schriftsteller durch den ungarischen Staat irgendwie rechtfertigen?

      • pusztaranger permalink
        21. Mai 2012 14:54

        Dokumentieren Sie’s bitte auch hier nochmal, dann ist das reichlich Material für einen weiteren Nyírö-Post zu Pfingsten.

  16. galut permalink
    21. Mai 2012 19:22

    Ich glaube langsam, dass entweder ich im falschen Film gelandet bin oder aber es mit begriffsstutzigen Leuten zu tun habe. Die ganze Zeit betone ich, dass Nyirö ein völlig überschätzter völkischer Schriftsteller ist/war. Auch habe ich am 18. 5. geschrieben, dass ich die ganze Aktion der Umbettung, die ja letztlich Wahlkampf und Wahlkamphilfe ist, für schändlich halte. Und ich jetzt muss ich, Herr Pfeifer, dazu Stellung nehmen, ob denn diese Ehrung gerechtfertigt ist? Und Sie kommen mir mit Bözödi? Da setze ich locker eins drauf: auch Tamási Áron hatte antisemitische Reden gehalten (weit vor dem II. WK!) und vergessen wir nicht, wenn es um judenfeindliche Aktionen geht, den Bischof der unitarischen Kirche, weite Teile der ungarischen politischen und kulturellen Elite usw.
    Das alles weiss ich und verurteile ich. und auch in dem anderen Blog, wo Sie noch kommentieren, Herr Pfeifer, war ich derjenige, der erst vor zwei Tagen auf den kodierten, aktuellen Antisemitismus eines Kommentators hinwies – übrigend ohne, von Ihnen großartig unterstützt zu werden, Herr Pfeifer. Also brauchen Sie mir hier nicht mit irgendwelchen Nyirösachen zu kommen, denn ich habe u.a. über ungarisches völkisches Denken der 30er Jahre meine historische Promotion geschrieben. Und bzw. aber genau deswegen bestehe ich auch darauf, ein nuanciertes Bild und Urteil zu haben und somit zu wiederholen, wovon meine aktuelle Debatte hier ihren Ausgang nahm: jene zwei Wörter von Nyirö „áldott föld“, die von Pusztaranger als völkische Ideologie und Sehnsucht nach Gross.Ungarn gebrandmarkt wurden. Und den Beweis für eine solche Einordnung d i e s e r z w e i Wörter hat er nicht erbracht. Der Kontext zeigte vielmehr, dass jene zwei Wörter eher einem Gebet oder einem Testament entstammen können. Darum ging es mir: zu zeigen, dass man ehrlicherweise jene Zitat in seinem Kontext beurteilen soll und nicht indem man andere Schriften bemüht und herholt.
    D.h. auch wenn Nyirö ansonsten ein völkischer und pfeilkreuzlerisch tätiger Dichter war, muss man nicht zwangsläufig jede seiner Äußerungen sofort in diese Ecke stellen. Zumindest erfodert dies mein Gefühl für Anstand und ich habe gehofft, dass auch Herr Pfeifer, der doch Journalist ist, mir darin beipflichten würde, dass man Zitate (wie auch etwa von politikern) nicht aus dem Zusammenhang reissen und sinnentstellend deuten darf. Aber offensichtlich unterstützt Herr Pfeifer die undifferenzierte Propaganda dieses Blogs.

    @ Pusztaranger: Dass ich mit Ausgewogenheit nichts dergleichen meinte, was Sie mir unterstellen, wissen Sie bestimmt. Ich habe Sie nur gebeten, bei der Beurteilung von Personen (wie etwa Nyirö) differenziert und nuanciert vorzugehen. Offensichtlich wollen Sie dies nicht, was natürlich ihr gutes Recht ist. Schade.

  17. Magdalena Marsovszky permalink
    21. Mai 2012 20:49

    Liebe Kommentatoren und Kommentatorinnen,

    ich muss mich heute wieder einmischen, weil in diesen Bemerkungen Einiges durcheinander geht.

    Zunächst einmal: Wer konkrete, kurz gefasste, aussagekräftige Feststellungen, ob falsche oder nicht falsche, als schulmeisterhaft oder belehrend empfindet, hat mit sich ein Problem, tut mir leid. Der oder die sollte an sich selbst arbeiten und seine Probleme nicht an Pusztaranger abarbeiten. Ich z.B. erlebe Pusztaranger nie schulmeisterhaft. An dieser Stelle bedanke ich mich wieder einmal sehr für seine tagesaktuellen und fundierten Recherchen! Pusztaranger ist der beste Blog über Ungarn in deutscher Sprache.

    Dann: Die Arpadfahne hat nichts mit dem Christentum zu tun, selbst dann nicht, wenn man sie kirchlich segnen lässt oder sie permanent christlich zu legitimieren versucht. Die Arpadfahne ist ein Ausdruck der völkischen Ideologie (nepi, nepnemzeti) in Ungarn, wobei die völkische Ideologie auch nichts mit dem Christentum oder mit dem Konservatismus zu tun hat. Der wichtigste Unterscheid zwischen der christlichen und der völkischen Ideologie ist, dass die christliche Ideologie universalistisch ist, während die völkische den Universalismus ablehnt und alles Universalistische als „verjudet“ abtut. Das ist auch das Wesentliche am Antisemitismus als Weltanschauung. In ihm geht es nicht um einen fehlenden Dialog zwischen Juden und Nichtjuden (das ist eine verkürzte allgemeine Annahme), sondern vor allem um den Antiuniversalismus. Die völkische Ideologie ist antiuniversalistisch, deshalb sind völkische Ideologie und Antisemitismus in Ungarn die zwei Seiten der gleichen Medaille.

    Ich wäre in Ungarn absolut einverstanden mit einer christlich-konservativen Partei, denn sie wäre universalistisch. So eine Partei gibt es jedoch in Ungarn nicht.

    Aus dem oben Beschriebenen folgt, dass, wenn Nyirö völkisch ist, ist er auch antiuniversalistisch und somit auch antisemitisch. Übrigens können selbst Menschen mit einer jüdischen Identität antiuniversalistisch und völkisch denken, dafür gibt es gute Beispiele in den ungarischen „national-gesinnten“ und in den „öffentlich-rechtlichen“ Medien.

    Natürlich kann man und muss man die Traumata einzelner Menschen, so auch die von Nyirö, ernst nehmen. Wenn jemand schmerzliche Erfahrungen im Leben macht, sind seine Erfahrungen für ihn real und nicht abzusprechen. Die Traumata Einzelner wurden in Ungarn zum kollektiven Bewusstsein und von Generationen zu Generationen weitergegeben. Auch das ist verständlich. Der Schmerz von Trianon ist gesamtgesellschaftlich durchaus nachvollziehbar. Er ist zum kollektiven Schmerz geworden.

    Das Problem beginnt dann, wenn das „kollektive Opferbewusstsein“ nicht durch eine demokratische Erinnerungspolitik gelenkt wird und deshalb zum einem „nationalen Narzissmus“ ausartet. In Ungarn haben wir es heute mit einem „nationalen Narzissmus“ zu tun. Wohlgemerkt, seit vielen Jahren, also auch während der Vorgängerregierungen, nur nicht in dem Ausmaß wie heutzutage.

    Der von „Staats wegen“ kultivierte nationale Narzissmus ist deshalb sehr gefährlich, weil er automatisch Feindbilder schafft (so, wie der Narzissmus bei einzelnen Individuen auch Feindbilder schafft). Dolchstosslegenden gehören z.B. zu den wichtigen Momenten von „nationalen Narzissmen“ (wie keinen sie aus der deutschen Geschichte). So eine Dolchstosslegende ist z.B., wenn der stellvertretende und für die nationale Integration zuständige Ministerpräsident, Zsolt Semjen sagt, „In Trianon wurden wir nicht vom äußeren Feind besiegt, sondern vom inneren Feind hinterrücks niedergestochen“ (http://www.kormany.hu/hu/miniszterelnokseg/hirek/trianon-emlekezes-tiszteletadas-megmaradas). Der „innere Feind“ ist in Ungarn der „verjudete Universalist“, was – natürlich – codiert, aber permanent zum Ausdruck gebracht wird. An diesem Zitat sehen wir, wie der „nationale Narzissmus“, der als „Opfermythos“ immer weiter kultiviert wird, seine Feindbilder erschafft. Dies alles hat aber mit der christlichen Ideologie nichts mehr zu tun. Die völkische Ideologie und auch der Antisemitismus sind ein Verrat am Christentum.

    Auch Pusztaranger nimmt nicht für „linke und jüdische“ Themen Stellung, sondern gegen den soeben beschriebenen Antiuniversalismus – wie auch ich. Pusztaranger ist nicht linkslastig, denn die „Linken“ in Ungarn sind ebenfalls ziemlich antiuniversalistisch eingestellt. Es gibt in Ungarn kaum „Linke“ (ich würde so formulieren: Sozialdemokraten). Wegen des allgemeinen Antiuniversalismus in Ungarn ist es ja auch nicht von ungefähr, dass der Antisemitismus von 10 untersuchten Ländern am höchsten ist (http://nol.hu/belfold/20120321-magyarorszag_a_listavezeto). Auch der Antiziganismus ist erschreckend hoch. Aber von vermeintlich Konservativen wird es (nach guter antisemitischer Tradition übrigens!!) so empfunden, als ob hier „linke und jüdische Themen“ bevorzugt wären. Das ist mitnichten der Fall!

    Die Sehnsucht nach „Großungarn“ ist unter diesen Umständen alles andere als harmlos. Es ist ein staatlich geförderter Revisionismus, der ebenfalls darauf hinaus ist, Feindbilder zu schaffen.

    Trianon, dessen Sinnbild „Großungarn ist“ ist ja zum Gegenstück des Holocaust in Ungarn geworden. Trianon versinnbildlicht in Ungarn quasi die Leidensgeschichte des Magyarentums, was als Gegenbild zum Holocaust („Leidensgeschichte des Judentums“) verstanden wird. Das ist die offizielle Stellungnahme der ungarischen Regierung, wie z.B. bewiesen letztes Jahr in Washington. Zitat aus einem Text Senator Cardins: „If one side of the nationalism coin is an excessive fixation on Hungarian ethnic identity beyond the borders, the other side is intolerance toward minorities at home. For example, one increasingly hears the argument, including from government officials, that while the Holocaust was a 20th-century tragedy for Jews, the worst tragedy for Hungarians was the 1920 Treaty of Trianon–the treaty that established the borders for the countries emerging from the defeated Austro-Hungarian Empire.“ (http://csce.gov/index.cfm?FuseAction=ContentRecords.ViewDetail&ContentRecord_id=433&Region_id=0&Issue_id=0&ContentType=S&CFID=59522551&CFTOKEN=89248963). Die Parallelisierung von „Trianon“ und „Holocaust“ ist aber gleichzeitig die Relativierung vom Holocaust. Das ist Forschungsergebnis.

    Wenn ein Mensch in der Heimaterde bestatte werden möchte, ist es sein gutes Recht. Wenn aber aus einer Wiederbestattung eines völkischen Autoren eine staatlich-kulturpolitische Inszenierung wird und dies in einem anderen Staat stattfindet, dann ist es äußerst problematisch. Man pflegt in solchen Situationen von „kultureller Hegemonisierung“ (Begriff von Antonio Gramsci) zu sprechen. Dies ist sogar revanchistisch, wenn wir bedenken, dass dies alles im größeren Zusammenhang vom Csiksomlyo-Wallfahrt stattfindet (einer inzwischen völkisch gewordenen Marienwallfahrt). Dies ist alles sehr wohl der sakralisierte Nationalismus, der in engem Zusammenhang mit der Blut-und-Boden-Ideologie steht.

    Zugegeben, ein komplizierter Zusammenhang. Es wäre aber sehr schön, wenn die „konservativen“ Kritiker das Leben nicht so einfach nehmen würden und so plump „links“ und „rechts“ denken würden. Die Geschichte ist wirklich komplexer.

    Herzlich, Magdalena Marsovszky

    Bitte die obigen Sätze als mein geistiges Eigentum zu betrachten und nicht ohne meinen Namen zu zitieren! Danke schön!

    • Eötvös Karoly permalink
      21. Mai 2012 23:09

      Die Arpadenfahne hat so wenig mit dem Christentum zu tun wie das Osterei und der Pfingstochse; da haben Sie recht. Der Konservative jedoch nimmt den Menschen wie er ist und akzeptiert, dass die meisten Menschen keine „Universalisten“ sind und eigene Symbole brauchen (Die Arpadenfahne habe ich im Zusammenhang mit 1848 gesehen. Ich gehe davon aus, dass die Wiederbelebung damit zu tun hat und nicht mit dem Szalasi-Regime. Es hängt ja auch in jeder lutherischen Kirche seit jeher eine ungarische Fahne). Man kann der Regierung Vorwürfe machen, dass sie mit allerlei Popanz von Problemen ablenken will. Für überflüssig erachte ich die Beschreibung des Gemütszustandes des ungarischen Volkes. Zumindest bezweifle ich, dass es sich dabei um Wissenschaft handelt. Einen „Modernierungs“-schub bezüglich des Zeitgeistes werden weder Sie noch eine Regierung herbeizaubern können; der geht mit zunehmendem Wohlstand einher (und verschwindet mit abnehmendem Wohlstand auch wieder). Den Begriff des Antisemitismus allerdings (nach dem Holocaust) so zu verwässern, wie dies heutzutage üblich ist, halte ich für unzulässig. Salopp formuliert ist nicht jeder Bauer, der keine Hochachtung vor geistiger Tätigkeit hat, ein Antisemit. Ich jedenfalls verbinde mit dem Wort die Diskriminierung eines Teil der Bevölkerung allein aufgrund der Religion (der Vorfahren) bzw. der vermuteten Zugehörigkeit zu einer „Rasse“ und nicht jede Form von Provinzialismus.

  18. galut permalink
    22. Mai 2012 04:48

    Ich weiss zwar noch nicht, ob ich den Ausführungen und Gleichsetzung hinsichtlich ‚völkisch-antisemitisch‘ so folgen kann, im restlichen Beitrag hat Frau Marsowvszky aber zweimal das getan, was ich von pusztaranger vergeblich forder: behutsam, abwägend und differenzierend formuliert – bezogen auf Nyirö. Hierfür vielen Dank.
    Wie schon oft geschrieben: es geht mir nicht um Nyirö, dessen Werke ich nicht mag. Es geht mir um die Vorgehensweise und die adäquate Behandlung von Personen und um die Einbettung von Zitaten und Aussagen in ihren jeweiligen Kontext. Frau Marsovszkys Hinweise auf die persönlichen Erfahrungen Nyirös und ihr Satz, dass an Nyirös Wunsch, in Siebenbürgen bestattet zu werden, nichts auszusetzen sei, tut genau diese Kontextualisierung und nüchterne Deutung, die ich für angemessen halte. Und sicher wird sie mir auch darin beipflichten, dass Nyirö nun für die Instrumentalisierung dieses Wunsches 60 Jahre nach seinem Tod nichts kann und dafür nicht verantwortlich ist.

    • pusztaranger permalink
      23. Mai 2012 14:25

      Galut, nächste Runde:

      „Zurück zum Nyirözitat betreffend seine Beerdigung: stimmen Sie meiner Interpretation und der von Eotvös Károly zu, wonach am Zitat nichts auszusetzen ist?“

      Nein, nach wie vor nicht. Wenn Menschen im Exil sich wünschen, in der Heimat bestattet zu werden, ist daran grundsätzlich natürlich nichts auszusetzen, bei Nyirö ist jedoch der Kontext entscheidend. Im Post habe ich das zugegeben nicht im Einzelnen belegt. Eine ausführliche Analyse des Zitats mit Kontext und Vergleichen kann ich jetzt aus Zeitgründen aber nicht leisten (entweder das oder die nächsten drei Posts in der Warteschleife), drum belasse ich es hiermit dabei.
      Inzwischen hat die dpa die Sache aufgegriffen: „Nyirös schriftstellerisches Werk ist der Blut-und-Boden-Literatur zuzurechnen.“

      „Lesen Sie die lokale ungarische Presse aus den ersten Septembertagen 1940 durch: überall wurde Hitler und Mussolini gedankt!(…) So what? Man war diesen Menschen eben wegen ihrer Unterstützung Ungarns in der Siebenbürgenfrage dankbar! Diese Dankbarkeit betraf die Außenpolitik Italiens und Deutschlands – sie ist aber nicht automatisch mit der Unterstützung der faschistischen Ideologie gleichzusetzen.“

      Automatisch nicht, aber :
      (Karl Pfeifer:) „Klar ist, dass er zu einer Zeit als viele ehemalige Rassenschützer schon sahen, dass das Szálasi Regime ein verbrecherisches war, Nyirö noch Propaganda für es gemacht hat.“

      Ab Januar 1945 war Nyirö Organisator der Propagandaaktion „Eleven Ujság“ des Szálasi-Regimes, in Kooperation mit der Propagandaabteilung der Deutschen, mit denen Nyirö auch Propagandamaterial austauschte, siehe Protokolle der Törvényhozók Nemzeti Szövetsége vom 9.1.45, S. 21; 12.1.1945, S. 41-50, 51-60, 71-80 (ist im Netz abrufbar), Karl Pfeifer hat sie gesichtet, vielen Dank dafür.

      „Wass wie Nyirö sind von rumänischen Volksgerichtshöfen als “Kriegsverbrecher” verurteilt worden. Aber wann? Nach 1945, als man in Rumänien daranging, a) die vormals herrschende Klasse der Adligen einzuschüchtern (Wass entstammte einem alten Adelsgeschlecht) und b) als man auch den Ungarn wieder zeigen wollte, dass Nordsiebenbürgen jetzt wieder zu Rumänien gehört (und nicht mehr wie zw. 1940-44 zu Ungarn). Aus dem Grund brauchte man paar Exempel – und statuierte sie, indem man sich u.a. diese beiden Namen und Personen herausgriff. So einfach wie Pusztaranger es sich macht, sind diese Fälle also mitnichten…. Differenzieren müsste man…“

      Zitat:
      „Wegen des Vorwurfs, für die Erschießung von auf dem Gut seiner Familie festgesetzten Arrestanten und später einer Gruppe von Juden mitverantwortlich zu sein (insgesamt 15 Personen, sowohl jüdische, als auch rumänische Zivilisten), wurde er 1946 in Rumänien als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt. Diese Vorwürfe gegen Wass wurden auch vom Simon Wiesenthal Center bestätigt. (wiki)
      Mit Betonung auf dem letzten Satz.

      Differenzierter hier:
      „Am 13. März 1946 sprach der Volksgerichtshof des rumänischen Staates für (…) zwei Mordserien in Abwesenheit das Todesurteil für Endre und Albert Wass als Kriegsverbrecher aus. (Die Praxis der Volksgerichtsprozesse war eine schwere Verletzung der Rechtsstaatlichkeit, und wie in den ähnlichen Fällen wurden auch hier viele Rechtsverstöße begangen. Nichtsdestotrotz sind die Anklagen/Vergehen bewiesen/nachweisbar, weshalb auch das rumänische Gericht in mehreren Fällen die Annullierung des Urteils zurückwies.“ (meine Übersetzung.)
      Im selben Artikel sind 15 rumänische, jüdische und ungarische Mordopfer zum Teil namentlich aufgeführt.

      Wass-Apologeten bestehen seit Jahren darauf, dass ihm eine direkte Beteiligung an den Morden nicht nachgewiesen werden könne. Der siebenbürger Anwalt Előd Kincses forderte 2007 im Auftrag von Wass‘ Sohn eine Wiederaufnahme seines Prozesses, was von der rumänische Justiz 2008 rechtskräftig abgelehnt wurde. Kincses erklärte darauf, das Urteil sei politisch motiviert und die rumänische Justiz stehe nach wie vor unter dem Einfluss der alten Kader. (ES 2008). Heute vertritt Kincses Personen, Parteien und Institutionen des konservativen bis rechtsextremen Spektrums der Ungarn in Siebenbürgen, die Fidesz (EMNT, MPP) bzw. Jobbik (SZNT) nahe stehen.

      • galut permalink
        23. Mai 2012 16:09

        Nächste Runde? Gerne doch, nehme ich doch das Angebot, unverschämt wie ich bin, als Ihr Versuch an, doch noch zur Differenzierung beizutragen… 😉

        Das Zitat mit der áldott föld möchten Sie also nicht weiter deuten. Ok.

        Das dpa-Zitat befindet sich völlig auf meiner Linie, habe ich doch schon die ganze Zeit hier Nyirö als einen völkischen Schriftsteller bezeichnet. Blut und Boden gehört dazu.

        Nächstes Zitat: ich rede von 1940 und der Dankbarkeit der SibiUngarn, die sie ggü. Hitler ob des II. Wiener Schiedsspruchs empfanden. Damit bettete ich Nyirös Einstellung in die damalige geistige Atmosphäre ein, als unter anderem selbst explizit links (=sozialdemokratisch) stehende SibiUngarn (googeln Sie nach Sándor Kacsó oder Lajos Jordáky) über die Rückkehr nach Ungarn erfreut waren. – Sie kontrastieren diese Empfindungen außenpolitischer Dankbarkeit mit Nyirös ideologischen Äußerungen von 1945. Aber das passt ja nicht zusammen: andere Zeiten und einmal (1940) Politik sowie einmal (1945) Ideologie.

        Da ich Wass noch heftiger ablehne als Nyirö, werde ich den Teufel tun, um ihn hier zu verteidigen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass Wass 1951 (ca.) in die USA auswanderte. Ende de 70er Jahre verlangte Rumänien seine Auslieferung wg. Kriegsverbrechen. Glauben Sie, die USA hätten ihn nicht ausgeliefert, wo sie doch einige Jahre später den Demjanjuk ausgeliefert haben? Offensichtlich haben Wass‘ Angaben die USA stärker überzeugt als die rumänischen Beweise – zumal man um die Schauprozesse in Osteuropa nach 1944 wusste. Im Übrigen lohnt es sich die Tätigkeit der rumänischen Volksgerichtshöfe 1945 und 46 anzusehen und den weit überproportionalen Anteil der Ungarn an den Verurteilten anzusehen, um zu erkennen, dass in der Tat es darauf ankam, missliebige Ungarn zu verurteilen, um die ungarische Minderheit einzuschüchtern (damit diese es nicht wagt, gegen die Rückkehr Nordsiebenbürgens zu Rumänien zu protestieren). Dass der Kincses ein rechtsorientierter Anwalt geworden ist, ist bedauerlich. Daraus kann man aber nicht ableiten, Wass sei zu Recht verurteilt worden. Im Übrigen: wiki als Beleg zu nehmen, ist ein bisschen dürftig. Aber: meinetwegen: dann wurde Wass halt zurecht verurteilt.

        Es ging mir´ja die ganze Zeit nicht um Wass, sondern darum, dass man Sachen nuanciert darstellt. Und im Falle von Wass gibt es eben eine Kontroverse und im Falle des Nyirözitates kann man eben ebenfalls differenzierter argumentieren. Das wollte ich erreichen und nicht mehr. Und ich denke, dies auch erreicht zu haben.

  19. Boris Kálnoky permalink
    22. Mai 2012 05:16

    Liebe Frau Marsovszky,

    Ich teile Ihre Einschätzung, dass Antisemitismus – und jede Art von Rassismus – Verrat am Christentum ist.

    Freilich liegen die Dinge ansonsten etwas weniger eindimensional. Der Katholizismus stellt nicht die unterschiedlichen kulturellen Identitäten der Menschen in Frage. Seit dem Entstehen der Nationalstaaten gehört zu diesen Identitäten auch die nationale Identität. In vielen Fällen wurde das Christentum selbst zum Bestandteil dieser Identität, ohne deswegen unbedingt seinen universellen Anspruch einzubüssen: Es ist eine elementare ethische Grundlage für das Miteinander der Menschen, das nationale und kulturelle Grenzen transzendiert, ohne sie aufzuheben.

    Insofern ist nicht jeder Schriftsteller, der sich zu seiner kulturellen Identität bekennt und sich mit jener der Menschen seiner Region beschäftigt, automatisch „völkisch“. Ich sage das, ohne damit ein Urteil über Nyirö abgeben zu wollen von dem ich nur zwei Bücher gelesen habe (die ich keineswegs als Vehikel eines kulturellen Hegemonialismus empfand).

    Der linke Universalismus ist anders gelagert. Er will meist die nationalen und oft auch religiösen Identitäten der Menschen in eine Art folkloristische Marginaität abdrängenm zugunsten eines „aufgeklärten Weltbürgertums“. Das ist nach meiner persönichen Ansicht unrealistisch, ein falsches Menschenbild (wie einst auch das Falsche bei Marx letztlich sein falsches Menschenbild war.) „Universalismus“ kann in diesem Sinne absurd antiuniversalistisch werden: Intolerant und repressiv gegenüber Andrsdenkenden und Minderheiten, wenn diese nicht die „richtigen Werte“ vertreten. Beispielsweise, wenn sie sich aktiv zu ihrer Religion oder Nation bekennen, oder gar beides gleichzeitig.

    Sie dürfen diese Gedanken auch ohne meinen Namen weiterverwenden – ich bin da ganz universalistisch 🙂 Und schauen Sie doch ruhig auch mal beim „Feind“ rein.

    Beste Grüße, Ihr
    Boris Kálnoky

    • Preda permalink
      21. Juni 2012 19:55

      Zu Galut: Das Argument mit der Auslieferung von Demjanuk steht auf wackeligen Beinen. Wir erinnern uns: 1950 herrschte in Amerika ein Weltbild in dem Wass durchaus als Antikommunist vielleicht sehr willkommen war. Was die Beweggründe waren, werden wir nicht wissen, aber die Zeiten waren verschieden, und, immerhin, der Ausmass der Anklagen auch. Nicht ganz überzeugend.

  20. Karl Pfeifer permalink
    22. Mai 2012 06:29

    Danke Pusztaranger und danke Frau Marsovszky, die es auf den Punkt bringt.
    Galut, mit dem Hinweis darauf, dass auch andere antisemitische Erklärungen gaben versuchen Sie etwas zu entschuldigen, was nicht zu entschuldigen ist, die staatliche ungarische Aktion für den Politiker Nyirö (denn ab dem Zeitpunkt als er zum Abgeordneten des ungarischen Parlaments ernannt wurde, war er Politiker), der noch im Januar 1945 begeistert Propaganda für das Szálasi Regime gemacht hat.

    • pusztaranger permalink
      22. Mai 2012 17:11

      An alle / szolgálati közlemény: Ich bin gerade unregelmäßig im Netz und kann nicht gleich reagieren bzw. Kommentare freischalten, bitte um etwas Geduld.

  21. Karl Pfeifer permalink
    22. Mai 2012 17:06

    Galut, meine Kommentare sind schnell geschrieben und wenn ich Sie irgendwo nicht unterstützt habe, dann wahrscheinlich weil ich Ihren Kommentar übersah.
    Um es klarzustellen, ich habe nicht behauptet, dass jede Äußerung von Nyirö als pfeilkreuzlerisch zu qualifizieren sei. Klar ist, dass er zu einer Zeit als viele ehemalige Rassenschützer schon sahen, dass das Szálasi Regime ein verbrecherisches war, Nyirö noch Propaganda für es gemacht hat.
    Und das ist mit keiner Relativierung aus der Welt zu schaffen. Übrigens ein guter Artikel auf Pester Lloyd zeigt auf, welche Dimensionen die Irrationalität in Ungarn annimmt. Und die Stimmen der Kirchen und von Fidesz-KDNP die sich doch zum Christentum und zu christlichen Werten bekennen hört man kaum, wenn es darum geht diesem Neuheidentum etwas entgegenzusetzen.
    http://www.pesterlloyd.net/html/1221rassentheologie.html

  22. Judith B. permalink
    23. Mai 2012 09:02

    Wenn ein Land/Volk immer neue Helden braucht, um Selbstbewusstsein aufzubauen, wenn immer mehr Großkundgerbungen organisiert werden um die Größe einer Natikon zu demonstrieren, dann ist in dem Land etwas nicht in Ordnung. Hier ein Deno dort eine Tafeleinweihung, hier ein Statue, dort eine Schändung, das ist wie Brot und Spieloe. Hauptsache das Volk ist beschäftigt. Geschichtsbewusstsein entwickelt sich nicht bei den demonstartiven Kundgebungen, nur falscher Solz. Zur Geschichtsbewusstsei gehört eine kritische Auseinandersetzung mit den Vorkommnissen und mit den Personen. Und das leisten nicht Patreien, Verbände und Organisationen. Sie haben andere Ziele.

  23. Magdalena Marsovszky permalink
    23. Juni 2012 13:47

    Lieber Herr Kalnoky,
    ich habe nicht von einem linken oder rechten Universalismus gesprochen, sondern vom Universalismus an sich. Das Christentum ist nach seinem Selbstverständnis universalistisch. Die gegenwärtige Regierung ist aber nepnemzeti (völkisch), was eine antiuniversalistische Ideologie ist. Dass sie sich mit Hilfe der christlichen Kirchen permanent christlich zu legitimieren versucht, ist eine andere Sache.
    Wenn die Regierung christlich-konservativ wäre, hätte ich überhaupt kein Problem.

    Danke, ich habe keine Feinde.

    M.M.

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