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Ziviler Protestaufruf gegen Neonazi-Aufmärsche zum „Tag der Ehre“ in Budapest

5. Februar 2014

Alle Jahre wieder: Am 8.2. werden in Budapest Neonazis zum „Tag der Ehre“ legal aufmarschieren. Auf Facebook formiert sich ziviler Protest, der Unterstützung braucht: Die Gegendemonstration trifft sich (Update 6.2.) am 8.2. um 11.30 auf dem Dózsa György tér bei der Statue, von dort geht es hinauf zur Burg.

Wie jedes Jahr werden ungarische und ausländische Neonazis auf diversen Gedenkmärschen der in der Schlacht um Budapest 1945 gefallenen Soldaten der ungarischen Armee und der Waffen-SS gedenken, vgl. Post Internationaler Neonazi-Aufmarsch “Tag der Ehre” 2013 in Budapest, 11. Februar 2013.

Die Veranstaltungen finden teils konspirativ, teils offen statt, so startet eine Jobbik-Gedenktour öffentlich angekündigt in Óbuda.

Während eine Gedenkveranstaltung der neuen Partei „Ungarischen Morgenröte“ im Januar verboten wurde, wurde der zentrale rechtsextreme Gedenkmarsch in der Stadt polizeilich genehmigt. Der Treffpunkt wird kurzfristig bekannt gegeben; man versammelt sich ab 12.00 Uhr, die Gedenkveranstaltung findet um 14.00 Uhr an einem „kultischen“ Ort statt. Die Jobbik-nahen rechtsextremen Paramilizen Betyársereg und HVIM sind laut eigenen Angaben als „Ordner“ präsent, um die Teilnehmer zu „schützen“.

Die antifaschistische Gegendemonstration trifft sich am 8.2. um (Update 6.2.) 11.30 auf dem Dózsa György tér bei der Statue, von dort geht es hinauf zur Burg. Hier der mehrsprachige Aufruf auf Facebook, sie können Unterstützung gebrauchen.

Gedenktour Ausbruch 60: SS-Uniformen und Hakenkreuze „nur Sport, keine Politik“

Eine weitere rechtsextreme Veranstaltung startet legal um 16:30 im Burgviertel, auch dort ist antifaschistischer Protest geplant.
Anfang des Jahres wurde in den oppositionellen Medien bekannt, dass die rechtsextreme Gedenktour Kitörés 60 (Ausbruch 60) seit 2010 in einem von der Stadt Budapest geförderten Sport-Veranstaltungskalender aufgeführt wird.

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Der Budapester OB István Tarlós erklärte, davon nichts gewusst zu haben, und kündigte eine Überprüfung an (Index). Von einem Verbot der Veranstaltung war jedoch nicht die Rede.

Die Organisation, die den Kalender herausgibt, distanzierte sich inhaltlich, nahm die Tour jedoch nicht aus dem Programm, sie ist immer noch auf der Webseite.

Als Folge des breiten Medienechos (z.B. 444.hu) rechnen die Organisatoren der Gedenktour dieses Jahr mit über 1000 Teilnehmern. Außer den üblichen Rechtsextremen haben sich auf Facebook auch Reservisten der ungarischen Armee dafür angemeldet. Laut Medienberichten ist ausgerechnet ein Reserveoffizier darunter, der die Freiwilligenrekrutierung der ungarischen Armee mitorganisiert.
Auch eine Angestellte des ungarischen Verteidigungsministeriums lässt sich dort finden.

Die Ausbruch 60-Tour beginnt am 8.2. um 16.30 am Kapisztrán tér und führt über drei Kilometer durch die Budaer Innenstadt in die Budaer Berge.

Kitörés 60 wird seit 2006 organisiert von der Aktionsgruppe Börzsöny. Ein Organisator ist Zoltán Moys, einer der Eigentümer der Medienfirma Dextramedia und Schwiegersohn von Sándor Lezsák (Fidesz), dem Vizevorsitzenden des Parlaments. 2011 hatte Dextramedia den Beitrag für den Jobbik-Internetsender N1 produziert, in dem Adolf Hitler zum 20. April 2011 als großer Staatsmann bezeichnet wurde. Seither bekommt Dextramedia lukrative Aufträge vom Staatsfernsehen, vgl. Posts

Moys‘ Name war im Dezember 2013 noch als Ansprechpartner auf der Veranstalterseite und wurde seither entfernt; auf der Seite der  Aktionsgruppe Börzsöny ist an prominenter Stelle ein Werbebanner für eine Dextramedia-Serie auf DunaTV geschaltet. Hier ein Interview über die Ausbruch 60-Tour mit Zoltán Moys in der Budapest Times von 2010.

Laut den Veranstaltern der Gedenktour hat diese „keine politische Zielsetzung. Ihr historischer Hintergrund zeigt sich für die Teilnehmer unter anderem darin, dass die einzelnen Kontrollpunkte von Aktivisten in zeitgenössischen Uniformen besetzt sind. Die dabei an den Uniformen (…) vorkommenden, nach den heutigen Gesetzen verbotenen, Symbole werden ausschließlich in historischem Kontext und im Interesse der Authentizität verwendet.” (Budapester Zeitung)

Diese Bilder von SS-Uniformen, Eisernen Kreuzen und Hakenkreuzen  waren es, die Anfang des Jahres durch die ungarischen Medien gingen, s.u.

Fidesz-Gedenkveranstaltung

Die traditionelle Fidesz-Gedenkveranstaltung zum “Tag des Ausbruchs” wird dieses Jahr am 12.2. stattfinden:

Zum Gedenken an die 1945 im Kampf um Budapest den Heldentod gestorbenen Soldaten und bürgerlichen (sic) Opfer hält die Gemeindeverwaltung des I. Budapester Bezirks (Budaer Burgviertel), das Verteidigungsministerium sowie das Militärhistorische Institut und Museum  am 12. Februar um 12.00 Uhr eine gemeinsame Gedenkveranstaltung beim Magdalenenturm (Kapisztrán tér) ab. (Quelle: Gemeindeanzeiger I. Bezirk vom 21. 1.2014)

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Bilder von der Ausbruch 60-Tour 2013:

(Index)

(444.hu)

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11 Kommentare leave one →
  1. Don Kichote permalink
    5. Februar 2014 13:03

    Da haben wir ihn wieder, den deutschen Reichsadler und diesmal als Stempel. Einmal ist man stolz darauf und will ihn als Stempel haben, das andere Mal ist es gut wenn er die Schuld der eigenen Verbrechen von Ungarn nimmt. Das ist genau das Selbe wie es Orbán Fidesz macht. Tag der Ehre …. wie traurig wenn man so eine Ehre haben oder geben möchte. Schließlich waren sie doch nur Opfer ihrer selbst und ihres großen Staatsmannes Horthy, der seinen Rachen nicht voll bekam und dem jedes Opfer recht war für ein „Großungarn“. Ein Zeichen von Größe ist das nicht.

    • 6. Februar 2014 09:36

      Ja, genau Don, wegen einiger Spinner, die es in jedem Land gibt, ist wieder das ganze Land und alle Ungaren Nazis. Mit dieser Logik bringst du es aber nicht weit in der Welt. 😀 :D. Aber konsequenterweise, fängst du am besten an, bei der Passkontrolle in USA das Land mit Ku-Klux-Klan gleichzusetzen, dann kannst du mit Hell’s Angels weitermachen, wenn du noch keine Teaser-drähte zwischen den Rippen hast.

      Überlass es den Historikern Horthys Rolle zu beurteilen. Lass sie arbeiten. Was bis jetzt gelehrt wurde, stammt aus der kommunistischen Zeit und kann deshalb nur einseitig sein.

      • pusztaranger permalink
        6. Februar 2014 12:41

        Die maßgeblichen Historiker sind sich da ziemlich einig.

      • 6. Februar 2014 13:41

        pusztaranger: Sind das wirklich massgebliche Historiker? Ich will „impact factors“ sehen! Ich wiederhole mich: „Was bis jetzt gelehrt wurde, stammt aus der kommunistischen Zeit und kann deshalb nur einseitig sein.“

      • pusztaranger permalink
        6. Februar 2014 19:05

        Krisztián Ungváry ist Jahrgang 1969.

      • Don Kichote permalink
        6. Februar 2014 17:32

        So ähnlich argumentiert HV auch, nur kann ich selber denken und lesen.

      • Elisabeth BG permalink
        6. Februar 2014 21:04

        Niemand behauptet Jakab,, das das ganze Land aus Nazis besteht. Aber es wird nicht genug gegen Nazis getan, das Land macht einen überforderten, schweigsamen EINDRUCK. Und nicht nur das Land, auch die Regierung wiederholt nur die bekannten Leerformeln, ohne eine Konsequenz, was immer fader wirkt

      • pusztaranger permalink
        7. Februar 2014 12:55

        Interessant ist auch, dass die Budapester Polizei den genauen Ort der genehmigten Nazidemo immer noch nicht bekannt gegeben hat, wozu sie eigentlich verpflichtet wäre. Man weiss nur, dass die Nazis im Burgviertel aufmarschieren werden – zentraler und geschichtsträchtiger geht’s kaum.

  2. Elisabeth BG permalink
    7. Februar 2014 13:49

    Ein Schuft, wer was böses dabei denkt…….

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